Mit ‘J.K. Rowling’ getaggte Beiträge

Schon vor über einem Jahr habe ich einen Beitrag dazu verfasst, aber here we go again. Eigentlich wollte ich generell was dazu schreiben wie ich damit umgehe, wenn ein Star, den/die ich mal mochte sich dann als, sagen wir mal, nicht mehr ganz sooo cool herausstellt. Auch Rowling wollte ich da nochmal mit anführen, aber die wieder neu aufkommende Diskussion und was ich dazu zu sagen habenist einfach zu viel.

Also zweiter Teil. Ich werde auf die Frage, ob man noch Harry Potter Fan sein kann und besonders ob man noch neue Sachen kaufen und unterstützen sollte eingehen. Besonders aber auf das neue Spiel Hogwarts Legacy.

Und um niemanden zu lang auf die Folter zu spannen gleich hier meine Antwort. Macht halt, was ihr wollt. Ja, OMG. Es ist eure Entscheidung.

Und jetzt kommt das Aber. Was ich nur sage ist, dass jede*r diese Entscheidung bewusst treffen sollte, mit dem Wissen warum sowohl Rowling immer wieder in der Kritik steht als auch jetzt ganz besonders das Spiel. Bitte verschließt davor nicht die Augen, sondern macht euch schlau und dann entscheidet euch. Macht es euch zu schlechten Menschen, wenn ihr das nicht tut? Nein, aber aus meiner Sicht etwas ignorant und ich möchte dann halt auch von niemanden mehr hören man sei ja ein so toller Ally und gerade in Deutschland (Generationsschuld und so) sollte man das Spiel wirklich, wirklich kritisch sehen.

Ich kann und darf euch nicht sagen, ob es ok ist, noch Sachen von der Wizzard World zu kaufen und besonders nicht ob ihr das Spiel spielen könnt. Und das aus mehreren Gründen:

  1. Ich bin nicht betroffen. Also kann ich auch nicht für die betroffenen Gruppen sprechen. Das wäre massiv anmaßend. Was ich tun kann, ist das weitergeben, was ich eben aus eben jenen Gruppen mitbekomme
  2. Es wäre echt heuchlerisch von mir, war ich doch im Sommer 2022 erst selbst noch im Harry-Potter-Theater in Hamburg und ja, hab es genossen. Wenn ich selbst nicht 100% boykottiere, wie kann ich das dann von anderen erwarten? Ich kann nur meine eigenen Entscheidungen hinterfragen
  3. Im Hinblick auf das Spiel – Ich bin keine Gamerin. Ich hätte mir das Spiel also sehr wahrscheinlich eh nicht gekauft. Aus meiner Sicht ist es jetzt halt einfach zu sagen „Joah, kauf ich nicht“. Die Frage stellte sich bei mir nicht.

Gehen wir erstmal auf Rowling generell ein (ja, nochmal) und besonders auf den Punkt, warum der Satz „Trenne die Kunst von der Künstlerin“ hier nicht greift.  Generell haben Autor*innen bei der Meinungsbildung etwas mehr Macht als z.B. Schauspieler*innen. Weil sie eben ihre eigene Meinung und Weltanschauung in ihren Werken verarbeiten können. Rowling selbst hat das schon gemacht. Wie sonst sollte es kommen, dass in einem ihrer Krimi-Romane ausgerechnet eine Transperson die Täterin ist?
Sie selbst trennt ihre Kunst nicht von sich, ziemlich im Gegenteil. Sei es durch solche Kleinigkeiten, dass sie Figuren eigene Charaktereigenschaften gibt oder halt mit schwerwiegenden Aussagen, dass sie den Erfolg von neuen Produkten, wie z.B. Hogwarts Legacy, als Zustimmung ihrer Aussagen sieht. Trennung von Kunst zur Künstlerin am Arsch (sorry, not sorry).
Dazu nutzt Rowling ihr Geld und ihren Einfluss den sie als einer der bekanntesten U.K. Autorinnen hat für ihre Zwecke.
Sie unterstützt aktiv mit Ihrem Geld politische Entscheidungen gegen Transmenschen. Und damit, so muss man es halt einfach sagen, unterstützen wir, die noch offiziellen Merch kaufen, diese Kampagnen direkt mit.
Dazu muss ich einfach sagen, dass Rowling selbst jetzt nicht die herausragende Autorin ist, für die sich selbst hält. Ja, ich liebe die Harry Potter Welt, aber seien wir mal ganz ehrlich, die Bücher strotzen nur so vor Plotholes. Und halt vor Rassismus und Anti-Semitismus.
Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass Rowling wirklich aktiv und bewusst rassistische Stereotype und miese Namen aufgenommen hat. Ich halte so Namen wie Cho Chang oder die Reproduktion von anti-semitische Klischees eher für ein Problem von lazy writing. Sie wollte sich nicht die Mühe machen zu recherchieren. Ein Fehler, den wohl vielen (besonders weißen) passieren kann. (Wobei ich mir nicht mehr so sicher bin, nachdem ich endlich verstanden habe, was an dem Namen Kingsley Shacklebolt so schwierig ist und man beachtet, dass Rowling Geschichte studiert hat).

Aber wenn es ein Fehler war, dann würde ich von einer aufgeschlossenen Person ehrlich gesagt zumindest eine Entschuldigung erwarten. Dafür geradestehen, dass man hier einfach Mist gebaut hat. Ändern kann man es nicht, aber zumindest dazu stehen. (Ok, aber wenn Rowling Harry Potter jetzt umschreiben würde mit weniger problematischen Inhalten würde sie noch mehr Geld machen, just saying).

Kommen wir zu der aktuellen Debatte um Hogwarts Legacy.
Wie schon angemerkt sieht Rowling den anhaltenden Erfolg irgendwie als Bestätigung. Zumindest kann man so einige Aussagen interpretieren, z.B., dass beim Anblick ihrer lizenzeinnahmen „der Schmerz vergeht“.
Schieben wir mal Rowling beiseite, denn eines der Hauptargumente von Leuten, die sich gerade verteidigen, dass sie das Spiel trotzdem kaufen ist, dass sie nicht daran beteiligt ist.

Aber das Spiel an sich, selbst wenn wir Rowling außer Acht lassen, ist einfach fucking anti-semitisch und rassistisch. Like – What the Hell.
Es ist seit Jahren bekannt, dass die Kobolde, besonders die von Gringotts anti-semitische Klischees enthalten und zwar ziemlich krasse. Ja, die Beschreibungen der Kobolde in Harry Potter sind denen der Juden Beschreibung von Nazis sehr, sehr ähnlich. Von körperlichen Merkmalen bis hin zu Charaktereigenschaften. Und die Entwickler*innen suchen sich dann gerade diese Gruppe aus um sie als Gegenspieler in ihrem Spiel zu machen? Die bösen Kobolde, die sich gegen die Zauberer stellen. Als ob das nicht genug ist haben sie auch noch Kobold Artefakte eingebaut, die jüdischen sehr, sehr ähneln. Und nein, Sklaven finden es nie cool versklavt zu werden, auch wenn es sich um Hauselfen handelt.  Alles Zufall? Ich bin zwar oft echt naiv, aber da hört es selbst bei mir auf.
Dazu kommt, dass der ehemalige Lead-Designer Troy Leavitt halt einfach rechts ist und ziemlich problematische Aussagen auf Youtube vertritt. Von denen das Entwicklerstudio wusste und sie ihn trotzdem eingestellt haben. Zu keinem Zeitpunkt ist das Studio dagegen vorgegangen, er durfte seine Videos weiter hochladen. Er wurde auch nicht gekündigt, ist aber selber im März 2021 ausgestiegen. Ich bezweifle mal, dass sie die Entwicklung danach von vorne angefangen haben.

Also selbst wenn ich Gamerin wäre und ich weiterhin naiv die Augen vor J.K. Rowlings Hass verschließen würde, spätestens ab dem Moment in dem Klar wird, wie scheiß problematisch die Handlung des Spiels und die Macher sind würde ich es nicht mehr kaufen / spielen wollen. Ich mein, excuse me, wir haben 2023.  

Also nochmal – Spielt das Spiel wenn ihr unbedingt wollt, geniest Harry Potter, wenn ihr das unbedingt möchtet. Aber seid euch halt bewusst was hinter der ganzen Zauberei steht.
Ich jedenfalls werde nochmal neu darüber nachdenken (müssen), wie ich weiter Fan sein kann.

Wer mich kennt, weiß ich bin großer Harry Potter Fan. Ich besitze alle Bücher, alle Filme, schaue diese immer wieder, habe in meiner Wohnung einiges an Harry Potter Merchandise, eine Deathly Hallow Kette und vieles mehr.

Noch heute steht die Harry Potter Reihe für Freundschaft und Gleichberechtigung, für viele hat Rowling eine magische Welt geschaffen, deren Teil man gerne wäre, eine Welt die wir in die reale soweit möglich übertragen haben. Harry Potter, man kann es nicht anders sagen, hat eine ganze Generation geprägt und die Fans sind durch die Bank weg divers.

Leider hat J.K. Rowling durch ihre letzten Aussagen hinsichtlich Transsexuellen, deutlich gemacht, dass sie selbst nicht so tolerant gegenüber anderen ist wie sie sich gerne darstellt. Für mich besonders schlimm dabei, dass sie das alles unter dem Deckmantel des Feminismus getan hat, dabei aber übersehen hat, was Feminsmus eigentlich bedeutet und was das Ziel ist.*

Auf Grund dessen kam es bei mir und meinen Freunden einige Male nun zu Diskussionen und dabei kam auch auf, dass nicht nur Rowlings jüngsten Aussagen kritisch sind, sondern auch einige Aspekte in den Büchern.

Dinge, die mir als weißer Frau gar nicht so aufgefallen sind (leider), bei denen ich mich aber heute an den Kopf fasse und mir denke, wieso dem nicht so war. Denn so divers die Harry Potter Fans sind, die Charaktere sind es leider nicht. In den Büchern gibt es keine Homosexuellen (ja, ja, Dumbledore, aber das kam erst im Nachgang) oder andere Sexualitäten und gerade die Zeit der Pupertät würde da so viel zu erzählen bieten und es gibt auch fast nur weiße. Hermine wurde erst im Theaterstück schwarz, in den Büchern wurde ihre Hautfarbe dagegen nicht beschrieven, nur ihre Haare, die auf alles hindeuten können. Rowling hat auch hier wieder im Nachhinein etwas angepasst, bzw ist auf einen Zug aufgesprungen, mit dem sie ihre Vielseitigkeit zeigen wollte, die sie aber gar nicht besitzt. Denn ich glaube ihr es einfach nicht, dass sie sich das alles vorher schon überlegt hatte.

Die wenigen Figuren, die nicht weiß sind erfüllen sowohl in den Büchern, als auch den Filmen einige Klischees. Bestes Beispiel, dass viele von euch bestimmt schon mitbekommen haben, ist Cho Chang, Harry Potters erste Freundin. Natürlich ist sie als Asiatin in Ravenclaw, in den Filmen steht sie natürlich auch unter dem Druck ihrer Mutter und wegen ihrer Noten. Aber dazu kommt noch ihr Name – Klischeehafter (und rassistischer) geht es kaum. Cho Chang sind im koreanischen beides Nachnamen. Im Chinesischen gibt es diese Namen auch, ergeben zusammen aber keinen Sinn (zumindest nach meinen Recherchen, bitte verbessert mich, wenn ich falsch liege). Rowling selbst gab zu, dass sie sich über den Namen keine Gedanken gemacht hat, sondern einfach irgendwas asiatisch-klimgendes genommen hat. Sie war einfach zu faul und zu sehr in ihrer „weißen“ Blase um die Problematik dahinter zu erkennen.

Auch schwierig, sogar noch schwieriger, empfinde ich die Beschreibung der Kobolde in der Harry Potter Welt. Diese, sowohl die körperliche, als auch charakterliche, ist sehr ähnlich der antisemitischen Beschreibung der Juden von Nazis.

Und während ich mich weiter mit dem Thema beschäftige kommen immer neue Dinge dazu. Übergewicht? Nur was für die Bösen.

Dagegen muss man halten, dass die Botschaft der Bücher zu Akzeptanz und Respekt immernoch vorhanden sind und es auch einige gute Beispiele und Mataphern gibt. So steht der Werwolf Fluch für HIV Infizierte. Für den Fluch (aka Krankheit) kann niemand was, aber leider werden betroffene Menschen nach wie vor ausgegrenzt. Oder die Dementoren, die ein Sinnbild für Depression darstellen. Oder auch, dass eine Freundschaft zwischen Junge und Mädchen einfach ganz normal funktionieren kann (Harry und Hermine), man auch Menschen, die irgendwie anders sind lieb gewinnen kann (Luna), dass man reifen, sich entwickeln kann. Alles tolle Botschaften und wie gesagt – die Fans sind großartig.

Aber kann ich, als jmd der sich gerade selbst aus der eigenen Blase versucht zu befreien, weiterhin Harry Potter Fan sein? Kann ich mein Hogwarts Kleid noch tragen?

Ich überlege schon länger mir ein Harry Potter Tattoo stechen zu lassen, zum einen weil.ich wie gesagt die Welt an sich toll finde und es mich geprägt hat, zum anderen auch als Zeichen für mich was ich bei mir schon erreicht habe. Geplant ist (war) ein Dementor, der von einem Patronus Zauber besiegt wird.

Aber kann ich das noch, wo mich nun so einiges stört und mir immer mehr auffällt ohne weiteres tun?

Natürlich kann man Rowling von ihrem Werk abtrennen. Einige Fans haben das auch schon getan. In einem Video auf TikTok wurde sehr direkt gesagt, dass Rowling kein Teil ihrer geschaffenen Welt mehr ist. Und ja, fast alle Fans, viele Darsteller der Filme haben sich von Rowlings Aussagen distanziert. Aber die Bücher sind nun mal so wie sind.

Ich bin ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich mag die Bücher und Filme immer noch, wenn ich sie jetzt auch kritischer sehe, ich liebe die Welt die wir Fans uns hier aufgebaut haben. Aber ich kann es dennoch nicht einfach ignorieren, dass es nunmal einige Punkte gibt die nicht, aber so.gar nicht, in Ordnung sind.

Was meint ihr? Können wir noch mit Stolz Fans sein? Seht ihr die Dinge, die ich als kritisch empfinde auch so oder als gar nicht so schlimm?

* Auf den Punkt was das ganze mit Feminsmus zu tun hat bin ich, um den Rahmen nicht zu sprengen, nicht weiter eingegangen. Wen es interessiert darf mich aber gerne anschreiben.