Wer mich kennt, weiß ich bin großer Harry Potter Fan. Ich besitze alle Bücher, alle Filme, schaue diese immer wieder, habe in meiner Wohnung einiges an Harry Potter Merchandise, eine Deathly Hallow Kette und vieles mehr.
Noch heute steht die Harry Potter Reihe für Freundschaft und Gleichberechtigung, für viele hat Rowling eine magische Welt geschaffen, deren Teil man gerne wäre, eine Welt die wir in die reale soweit möglich übertragen haben. Harry Potter, man kann es nicht anders sagen, hat eine ganze Generation geprägt und die Fans sind durch die Bank weg divers.
Leider hat J.K. Rowling durch ihre letzten Aussagen hinsichtlich Transsexuellen, deutlich gemacht, dass sie selbst nicht so tolerant gegenüber anderen ist wie sie sich gerne darstellt. Für mich besonders schlimm dabei, dass sie das alles unter dem Deckmantel des Feminismus getan hat, dabei aber übersehen hat, was Feminsmus eigentlich bedeutet und was das Ziel ist.*
Auf Grund dessen kam es bei mir und meinen Freunden einige Male nun zu Diskussionen und dabei kam auch auf, dass nicht nur Rowlings jüngsten Aussagen kritisch sind, sondern auch einige Aspekte in den Büchern.
Dinge, die mir als weißer Frau gar nicht so aufgefallen sind (leider), bei denen ich mich aber heute an den Kopf fasse und mir denke, wieso dem nicht so war. Denn so divers die Harry Potter Fans sind, die Charaktere sind es leider nicht. In den Büchern gibt es keine Homosexuellen (ja, ja, Dumbledore, aber das kam erst im Nachgang) oder andere Sexualitäten und gerade die Zeit der Pupertät würde da so viel zu erzählen bieten und es gibt auch fast nur weiße. Hermine wurde erst im Theaterstück schwarz, in den Büchern wurde ihre Hautfarbe dagegen nicht beschrieven, nur ihre Haare, die auf alles hindeuten können. Rowling hat auch hier wieder im Nachhinein etwas angepasst, bzw ist auf einen Zug aufgesprungen, mit dem sie ihre Vielseitigkeit zeigen wollte, die sie aber gar nicht besitzt. Denn ich glaube ihr es einfach nicht, dass sie sich das alles vorher schon überlegt hatte.
Die wenigen Figuren, die nicht weiß sind erfüllen sowohl in den Büchern, als auch den Filmen einige Klischees. Bestes Beispiel, dass viele von euch bestimmt schon mitbekommen haben, ist Cho Chang, Harry Potters erste Freundin. Natürlich ist sie als Asiatin in Ravenclaw, in den Filmen steht sie natürlich auch unter dem Druck ihrer Mutter und wegen ihrer Noten. Aber dazu kommt noch ihr Name – Klischeehafter (und rassistischer) geht es kaum. Cho Chang sind im koreanischen beides Nachnamen. Im Chinesischen gibt es diese Namen auch, ergeben zusammen aber keinen Sinn (zumindest nach meinen Recherchen, bitte verbessert mich, wenn ich falsch liege). Rowling selbst gab zu, dass sie sich über den Namen keine Gedanken gemacht hat, sondern einfach irgendwas asiatisch-klimgendes genommen hat. Sie war einfach zu faul und zu sehr in ihrer „weißen“ Blase um die Problematik dahinter zu erkennen.
Auch schwierig, sogar noch schwieriger, empfinde ich die Beschreibung der Kobolde in der Harry Potter Welt. Diese, sowohl die körperliche, als auch charakterliche, ist sehr ähnlich der antisemitischen Beschreibung der Juden von Nazis.
Und während ich mich weiter mit dem Thema beschäftige kommen immer neue Dinge dazu. Übergewicht? Nur was für die Bösen.
Dagegen muss man halten, dass die Botschaft der Bücher zu Akzeptanz und Respekt immernoch vorhanden sind und es auch einige gute Beispiele und Mataphern gibt. So steht der Werwolf Fluch für HIV Infizierte. Für den Fluch (aka Krankheit) kann niemand was, aber leider werden betroffene Menschen nach wie vor ausgegrenzt. Oder die Dementoren, die ein Sinnbild für Depression darstellen. Oder auch, dass eine Freundschaft zwischen Junge und Mädchen einfach ganz normal funktionieren kann (Harry und Hermine), man auch Menschen, die irgendwie anders sind lieb gewinnen kann (Luna), dass man reifen, sich entwickeln kann. Alles tolle Botschaften und wie gesagt – die Fans sind großartig.
Aber kann ich, als jmd der sich gerade selbst aus der eigenen Blase versucht zu befreien, weiterhin Harry Potter Fan sein? Kann ich mein Hogwarts Kleid noch tragen?
Ich überlege schon länger mir ein Harry Potter Tattoo stechen zu lassen, zum einen weil.ich wie gesagt die Welt an sich toll finde und es mich geprägt hat, zum anderen auch als Zeichen für mich was ich bei mir schon erreicht habe. Geplant ist (war) ein Dementor, der von einem Patronus Zauber besiegt wird.
Aber kann ich das noch, wo mich nun so einiges stört und mir immer mehr auffällt ohne weiteres tun?
Natürlich kann man Rowling von ihrem Werk abtrennen. Einige Fans haben das auch schon getan. In einem Video auf TikTok wurde sehr direkt gesagt, dass Rowling kein Teil ihrer geschaffenen Welt mehr ist. Und ja, fast alle Fans, viele Darsteller der Filme haben sich von Rowlings Aussagen distanziert. Aber die Bücher sind nun mal so wie sind.
Ich bin ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich mag die Bücher und Filme immer noch, wenn ich sie jetzt auch kritischer sehe, ich liebe die Welt die wir Fans uns hier aufgebaut haben. Aber ich kann es dennoch nicht einfach ignorieren, dass es nunmal einige Punkte gibt die nicht, aber so.gar nicht, in Ordnung sind.
Was meint ihr? Können wir noch mit Stolz Fans sein? Seht ihr die Dinge, die ich als kritisch empfinde auch so oder als gar nicht so schlimm?
* Auf den Punkt was das ganze mit Feminsmus zu tun hat bin ich, um den Rahmen nicht zu sprengen, nicht weiter eingegangen. Wen es interessiert darf mich aber gerne anschreiben.