Archiv für die Kategorie ‘Ein paar Gedanken zu …’

Ja, das Thema ist schon ein paar Wochen alt, ja, es wird gerade wieder ruhiger. Nur in meinem Kopf halt nicht.
Jedes Mal, wenn ich einen Artikel darüber lese, jedes Mal wenn es irgendwo wieder hoch kommt, jedes Mal, wenn ich Kommentare lese (ganz schlimm auf Facebook) werde ich wütend. Wütend auf den immer wieder aufkommenden Frauenhass, auf die immer wieder gleichen, sehr schwachen, Argumente. Auf die Gesellschaft, auf die ganze beschissene Situation (Ja, sorry, der Beitrag wird voll sein mit fluchender Sprache).
Natürlich ist das ein schwieriges Thema und ey, ich kann Rammstein-Fans ein wenig verstehen, die sich jetzt halt fragen wie sie mit der Situation umgehen sollen. Ich kenne diese Fragen. Ich kenne dieses Gefühl von „Shit, ich habe hier vielleicht jemanden jahrelang angehimmelt, der ein Arschloch ist“. All das kann ich nachvollziehen.
Was ich nicht nachvollziehen kann, ist der sehr offensichtliche Frauenhass, der sich hier wieder zeigt. In jedem Argument tröpfelt und schwemmt er sogar durch. Und das schlimme – viele merken es noch nicht mal. Und es ist erschreckend wie viele da selbst mitmachen, sogar dann wenn sie eine minute vorher noch anders geredet haben.
Ich nehme einige der Schwurbel -Argumente einmal auseinander, die ich so häufig gesehen bzw gehört habe. Vielleicht hilft das ( zumindest mir, damit ich meine Wut darüber kanalisieren kann).


„Noch ist nix bewiesen, es gilt die Unschuldsvermutung“
Die Unschuldsvermutung gilt auf juristischer, nicht auf moralischer Ebene. Ja, Justiz ist notwendig (was einige sonst machen würden merkt man übrigens wenn es darum geht ab wann jemand eine sexuelle Beziehung mit Kindern / Jugendlichen haben kann… btw). Aber es gibt halt auch die moralischen Grundsätze, die jede*r für sich selbst ein bisschen ausloten kann. Natürlich sind auch die gesellschaftlich geprägt.
Die Unschuldsvermutung muss also nicht zu tragen kommen, wenn Leute sich dazu entscheiden, kein Rammstein mehr zu hören. Unschuldsvermutung gilt auch nicht für Journalismus. Also ja, die Medien dürfen über die Vorfälle berichten, auch wenn kein Urteil gefällt wurde. Sie ist in der Verpflichtung, seine Berichte aber wahrheitsgemäß zu gestalten. Und das tun sie. (Fast) jede Aussage von vermutlichen Opfern wurde eidesstattlich versichert.
Das ist der Grund, warum es „mutmaßlich“ heißt – weil noch nichts feststeht.
Dazu kommt, dass die Unschuldsvermutung (wenn wir diese denn unbedingt auch außerhalb der Justiz nutzen möchten) in beide Richtungen gilt. Das heißt, wenn man sagt, dass man Lindemann nicht verurteilen soll, dann darf man nicht im gleichen Atemzug sagen, dass die mutmaßlichen Opfer lügen würden.

Mit der Unschuldsvermutung wird auch oft gesagt “Es gibt noch kein Urteil” oder auch „Man muss erstmal abwarten“
Genau wie auch bei der Unschuldsvermutung muss man hier halt zwischen Justiz und Moral unterscheiden. Nicht immer, wenn es keine Anklage, kein Strafverfahren oder ein Urteil gibt sagt es etwas über die Schuld oder Unschuld von jemandem aus. Als Beispiel – bis 1997 war eine Vergewaltigung in der Ehe nach dem Gesetzt her nicht verboten. Heißt, juristisch wurden Täter*innen nicht belangt. Ich darf als Einzelperson das aber trotzdem scheiße finden und auch entscheiden mich von solchen Menschen fern zu halten.
Auch fehlen oft, gerade bei solchen Fällen, die Beweise und Opfer möchten sich nicht dem Stress aussetzen.
Und ja, von mir aus. Wartet ab. Aber dann sollte man sich halt vielleicht gar nicht äußern. Also wirklich so 0,0 %. Aber es wird auf den Seiten der Rammstein-Fans nicht wirklich abgewartet. Es wird weiter zu den Konzerten gegangen, als ob nichts wäre, weiter Shirts gekauft und getragen, Musik weiter gespielt. Vielleicht bin ich das, aber lieber verzichte ich auf ein Konzert, bis eben bewiesen wurde, dass es wirklich nicht stimmt, als nachher einen Täter weiter zu unterstützen, weil ich eben „abwarten“ wollte.
Aber vielen ist das einfach egal. Für sie steht fest, Lindemann war es nicht und „Die wollen ihn jetzt nur canceln“.


Ah, ja, die berühmt- berüchtigte Cancel Culture. Ich frag mich immer noch, wo die genau greift. Bei Rammstein offensichtlich nicht. Ausverkaufte Konzerte, 6 (!) Alben in den Top 100 Albumcharts. Sechs verdammte Alben.
Das sieht für mich nicht nach Cancel Culture aus, sondern eher danach, dass Leute Alben kaufen, um die Band zu unterstützen in diesen schweren, schweren Zeiten (Sarkasmus, Vorsicht). Ich hab jetzt auch schon öfter Leute (hauptsächlich weiße Cis Dudes) mit Rammstein-Shirts gesehen, auch schon bei denen, die nicht so aussahen, als ob sie sonst so rumlaufen würden und die Shirts sahen auch neu aus (es ist eine Mutmaßung meinerseits).
Wer jetzt tatsächlich in dieser Situation ein Rammstein-Shirt trägt, setzt halt ein eindeutiges Zeichen. Es ist ein Statement, dass sexuelle Gewalt und Vergewaltigung doch ok ist, meinem Star soll nur nix passieren.
Übrigens – auch Luke Mockeridge konnte damals die Cancel Culture nicht viel anhaben. Kurze Zeit später war er wieder im TV und wieder auf Tour. Der Einzige bei dem das irgendwie griff war wohl Faisal Kabusi. Der wurde für seinen sehr opferverachtenen Witz, völlig zu recht, abgestraft. Ich hake hier einmal ein und vermute, dass Faisal nicht so konsequent „gecancelt“ worden wäre, wenn er weiß, deutsch wäre? Just saying. (Was btw nicht heißt, dass er es nicht verdient hat, aber es wurde hier sehr eindeutig mit zweierlei Maß gemessen).

Ähnlich wie bei dem Argument „Sein Image / Karriere ist zerstört, wie bei Kachelmann“
Wie gesagt – ist es ja ganz offensichtlich nicht. Lindemann verdient weiterhin sehr viel Geld, wahrscheinlich gerade noch ein bisschen mehr. (6 verfickte Alben).
Gerade den Fall Kachelmann da immer wieder heranzuziehen finde ich schon fast witzig (auch wenn es das nicht ist).

  1. Die Kachelmann Sache ist jetzt halt 12/13 Jahre her. (Anklage Mai 2010, Freispruch Mai 2011). In über 10 Jahren gibt es also genau ein Beispiel?
  2. Ja, Kachelmann wurde freigesprochen, aber weil es nicht bewiesen werden konnte. Seine komplette Unschuld konnte aber genauso wenig bewiesen werden. Hier griff also die Unschuldsvermutung. Ja, Kachelmann war seitdem weniger im Fernsehen vertreten. Aber er ist selbst zurückgetreten (anders als Lindemann).
  3. Ich finde die beiden Fälle kaum vergleichbar. Bei Kachelmann ging es um zwei Menschen. Wäre Kachelmann nicht so bekannt gewesen, wäre in den Medien nicht darüber berichtet worden. Es ging um einen Vorfall, nicht um mehrere, beide im gleichen Alter, ohne weitere Zeugen, ohne weitere (vermutliche) Opfer. Usw. Wenn ein Vergleich bei Lindemann ziehen würde, dann Epstein oder Weinstein, denn da waren ähnliche Strukturen. Sehr junge, naive Mädchen, mit einem regelrechten Castingsystem, eine Frau, die hat. Aber lieber bloß nicht, weil wenn man sich das anschauen würde, müsste man vielleicht doch andere Rückschlüsse ziehen.
  4. Selbst Kachelmann will nicht, dass er immer als Paradebeispiel genutzt wird. Er will nicht mit Lindemann in einen Topf geworfen werden. Fragt euch doch mal warum. Vielleicht weil es ein anderer Fall war? Vielleicht weil es halt schon über 10 Jahr eher ist? Vielleicht weil Kachelmann nie vorgeworfen wurde, systematisch Frauen betäubt und vergewaltigt zu haben?



Also der Fall Kachelmann ist ein gutes Beispiel, wie die Unschuldsvermutung funktioniert. Er wurde freigesprochen, weil weder das eine noch das andere bewiesen werden konnte. Es ist aber kein Beispiel für „Das denken die sich doch alle nur aus“, denn “die wollen jetzt nur Fame / Geld”


Es ist schon erstaunlich, wie oft das mutmaßlichen Opfern von sexueller Gewalt vorgeworfen wird, besonders Frauen. (Sidenote – männlichen Opfern wird das zwar seltener unterstellt, aber wenn die Täterin eine Frau war, dann soll er „sich mal nicht so anstellen und lieber darüber freuen“). Während man viele der vorigen Aussagen noch als verzweifelten Versuch werten kann seine Lieblingsband zu schützen (wobei das bei den vielen “Ich bin kein Rammstein Fan, aber” Aussagen halt nicht der Fall sein kann…. aber who cares, ne?), kann man das hier nicht mehr sagen. Es ist Sexismus und Misogynie. Nichts weiter. Denn nichts anderes steckt dahinter, wenn man Frauen das direkt vorwirft, sobald ein solcher Vorwurf im Raum steht. Dabei sagt die Kriminalstatistik was ganz anderes. Es sind 3 % Falschanzeigen… 3 %!!!. Das rechtfertigt irgendwie nicht diese Behauptung, die halt immer wieder gemacht wird.

Aber dass noch keine Frau, also wirklich keine dadurch berühmt wurde, dass sie einen sexuellen Missbrauch öffentlich gemacht hat, das wird dabei irgendwie ignoriert. Im Gegenteil. Eben wegen solcher Sprüche trauen sich viele Opfer gar nicht an die Öffentlichkeit zu gehen oder gar Anzeige zu erstatten.
Sie bekommen keinen Ruhm und selbst wenn sie sich mit den mutmaßlichen Tätern auf eine Zahlung einigen, wie viel gleicht das wirklich aus?

Gleicht das wirklich einen psychischen Schaden, den eine (mutmaßliche) Vergewaltigung verursacht, aus? Gleicht das wirklich die Hetze bis hin zu Morddrohungen aus? Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich verzichte lieber auf Geld, ehe Menschen öffentlich ein Kopfgeld auf mich ausstellen.

“Aber sie hat das Geld ja angenommen, war wohl doch nicht so schlimm.” Ist das so? Oder ist es nicht eher so, dass Opfer durch Unterlassungsklagen und etlichen andere Maßnahmen mürbe gemacht werden? Dass sie sich das alles nicht mehr leisten können, weil sie nicht das Geld dafür haben? In solchen Fällen wie jetzt sitzen die Opfer oft alleine, ohne notwendigen juristischen, wie psychischen Beistand einem fast schon Apparat an Macht, Einfluss und Geld gegenüber. Wenn man sich keinen Anwalt leisten kann, wenn man zu hören bekommt, dass niemand einem glaubt, man Drohungen erhält, man ständig ausgefragt wird, wann man sich wie verhalten hat und alles an einen in Frage gestellt wird, dann ja, kann ich verstehen, dass man irgendwann sich halt anders einigt.
Und könnte man so eine Zahlung seitens der mutmaßlichen Täter nicht auch als Schuldeingeständnis ansehen? Könnte man, wird aber nicht gemacht. Denn klar, Frauen sind alles hinterhältige Intrigantinnen, die nur lügen und Männer schlecht machen wollen. Und überhaupt “Muss man damit rechnen, jeder weiß doch was auf solchen Partys abgeht” oder auch “Sind die dumm/naiv”

Ja, also was denn jetzt? Sind das alles falsche Behauptungen oder muss ich als Frau damit rechnen, immer angemacht zu werden, verfolgt zu werden, belästigt, mir Drogen untergejubelt werden und ich vergewaltigt werde? Ist das wirklich der Hot Take, den einige machen wollen? Ich finde das so absurd. Denn auf der anderen Seite heißt es, sobald Frauen sagen, dass sie genau davor Angst haben, “Not all men“ und “Ihr seid paranoid” oder auch “Ich bin nicht so, ich will nicht unter Generalverdacht gestellt werden”. Spätestens ab diesem Moment merkt man – man kann als Frau nicht gewinnen. Es wird immer weiter eine Begründung gesucht, warum der Mann in solchen Fällen nicht Schuld ist. Sei es, die Frauen sind hinterhältig und Lügnerinnen, sei es sie sind naiv und dumm (nochmal – was denn nun?) oder sei es solche dummen Aussagen wie, dass Männer da nichts für können, sie sind zu animalisch und triebgesteuert. Das ist reine Biologie. Kann er ja nichts für.
Immer wieder sind Frauen dafür verantwortlich, aber Männer nie. Ist ganz schön bequem so, für Männer, oder?
Und zu dem Punkt – naiv. Ja! Genau das ist es, was bei solchen Strukturen ausgenutzt wird. Genau aus diesem Grund sucht man sich sehr junge Mädchen. Die sind naiv, die wollen das auch nicht glauben, wenn man sie warnt. Und warum auch nicht? Als ob wir nicht alle mit 19 naiv waren. Ich bin es auch mit über 30 sogar in manchen Fällen immer noch. Warum wird das verurteilt, aber nicht die Leute, die genau diese Naivität ausnutzen?


<<Exkurs Hart aber fair>>


Ich möchte hier einmal kurz dazwischen werfen, bevor es weitergeht – ich hasse Männer nicht, auch wenn sich das wahrscheinlich so liest. Ich habe einige großartige männliche Freunde, es geht mir hier um Strukturen. Strukturen, die es halt nicht zulassen wollen, dass an dem Thron von mächtigen, einflussreichen Männern geruckelt wird. Denn darum geht es, zumindest in solch großen Fällen oft. Oder wie Thomas Stein in der Hart aber fair Sendung so schön sagte “man müsse das mal in Relation zu den Tausenden sehen, die eine schöne Zeit haben”. Was Stein eigentlich sagen wollte, ist “man muss das mit den tausenden Euros in Relation setzen, die man verdienen kann”.
Dass das wirklich jemand ernsthaft, ohne sofortigen Rausschmiss in einer Sendung sagen kann, ist der Gipfel. Ja, die Aussage, Lindemann könne zwischendurch bei der Show niemanden mehr “beglücken” (die Formulierung allein löst bei mir Ekel aus), war schon massiv daneben, aber diese Relation von Opfern ist nur widerwärtig. Und das von den weiteren Gäst*innen und auch vom Moderator kein Einspruch kam zeigt halt, wie wenig wir in unserer Gesellschaft in diesem Punkt erreicht haben. Denn natürlich denken nicht alle so wie Herr Stein. Aber wenn man jemanden so ungestraft reden lässt, aber den Personen, die sich für die mutmaßlichen Opfer aussprechen, ständig ins Wort fällt, dann wird ein genaues Bild vermittelt, was man sagen kann und was nicht.
So viel also zu der Cancel Culture und der angeblichen Hetzjagd, die die Medien angeblich gegen Lindemann führen. Wäre es so, dann hätte Stein gar nicht da sein dürfen. Dann wären da vier Gäst*innen gewesen, die nur auf Lindemann rhetorisch eingedroschen hätten, aber nicht ein Stein mit seinem Geschwurbel, nicht ein Autor, der dazu aufruft, dass wir Männer wieder Männer sein lassen müssen und nicht eine Politikerin, die Catcalling nur von einem “ganz bestimmten Klientel” kennt.
Ich habe mir die ganze Sendung angesehen, um mir ein eigenes Bild zu machen, statt dem, was auf Instagram geteilt wurde, aber es fiel mir unendlich schwer, es bis zum Ende zu sehen.
Und das lag halt an dem immer wieder auftauchenden Frauenhass, der einem so ungehindert und zahlreich entgegenkommt. Nicht nur bei Hart aber fair, sondern fast überall.

Schon vor über einem Jahr habe ich einen Beitrag dazu verfasst, aber here we go again. Eigentlich wollte ich generell was dazu schreiben wie ich damit umgehe, wenn ein Star, den/die ich mal mochte sich dann als, sagen wir mal, nicht mehr ganz sooo cool herausstellt. Auch Rowling wollte ich da nochmal mit anführen, aber die wieder neu aufkommende Diskussion und was ich dazu zu sagen habenist einfach zu viel.

Also zweiter Teil. Ich werde auf die Frage, ob man noch Harry Potter Fan sein kann und besonders ob man noch neue Sachen kaufen und unterstützen sollte eingehen. Besonders aber auf das neue Spiel Hogwarts Legacy.

Und um niemanden zu lang auf die Folter zu spannen gleich hier meine Antwort. Macht halt, was ihr wollt. Ja, OMG. Es ist eure Entscheidung.

Und jetzt kommt das Aber. Was ich nur sage ist, dass jede*r diese Entscheidung bewusst treffen sollte, mit dem Wissen warum sowohl Rowling immer wieder in der Kritik steht als auch jetzt ganz besonders das Spiel. Bitte verschließt davor nicht die Augen, sondern macht euch schlau und dann entscheidet euch. Macht es euch zu schlechten Menschen, wenn ihr das nicht tut? Nein, aber aus meiner Sicht etwas ignorant und ich möchte dann halt auch von niemanden mehr hören man sei ja ein so toller Ally und gerade in Deutschland (Generationsschuld und so) sollte man das Spiel wirklich, wirklich kritisch sehen.

Ich kann und darf euch nicht sagen, ob es ok ist, noch Sachen von der Wizzard World zu kaufen und besonders nicht ob ihr das Spiel spielen könnt. Und das aus mehreren Gründen:

  1. Ich bin nicht betroffen. Also kann ich auch nicht für die betroffenen Gruppen sprechen. Das wäre massiv anmaßend. Was ich tun kann, ist das weitergeben, was ich eben aus eben jenen Gruppen mitbekomme
  2. Es wäre echt heuchlerisch von mir, war ich doch im Sommer 2022 erst selbst noch im Harry-Potter-Theater in Hamburg und ja, hab es genossen. Wenn ich selbst nicht 100% boykottiere, wie kann ich das dann von anderen erwarten? Ich kann nur meine eigenen Entscheidungen hinterfragen
  3. Im Hinblick auf das Spiel – Ich bin keine Gamerin. Ich hätte mir das Spiel also sehr wahrscheinlich eh nicht gekauft. Aus meiner Sicht ist es jetzt halt einfach zu sagen „Joah, kauf ich nicht“. Die Frage stellte sich bei mir nicht.

Gehen wir erstmal auf Rowling generell ein (ja, nochmal) und besonders auf den Punkt, warum der Satz „Trenne die Kunst von der Künstlerin“ hier nicht greift.  Generell haben Autor*innen bei der Meinungsbildung etwas mehr Macht als z.B. Schauspieler*innen. Weil sie eben ihre eigene Meinung und Weltanschauung in ihren Werken verarbeiten können. Rowling selbst hat das schon gemacht. Wie sonst sollte es kommen, dass in einem ihrer Krimi-Romane ausgerechnet eine Transperson die Täterin ist?
Sie selbst trennt ihre Kunst nicht von sich, ziemlich im Gegenteil. Sei es durch solche Kleinigkeiten, dass sie Figuren eigene Charaktereigenschaften gibt oder halt mit schwerwiegenden Aussagen, dass sie den Erfolg von neuen Produkten, wie z.B. Hogwarts Legacy, als Zustimmung ihrer Aussagen sieht. Trennung von Kunst zur Künstlerin am Arsch (sorry, not sorry).
Dazu nutzt Rowling ihr Geld und ihren Einfluss den sie als einer der bekanntesten U.K. Autorinnen hat für ihre Zwecke.
Sie unterstützt aktiv mit Ihrem Geld politische Entscheidungen gegen Transmenschen. Und damit, so muss man es halt einfach sagen, unterstützen wir, die noch offiziellen Merch kaufen, diese Kampagnen direkt mit.
Dazu muss ich einfach sagen, dass Rowling selbst jetzt nicht die herausragende Autorin ist, für die sich selbst hält. Ja, ich liebe die Harry Potter Welt, aber seien wir mal ganz ehrlich, die Bücher strotzen nur so vor Plotholes. Und halt vor Rassismus und Anti-Semitismus.
Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass Rowling wirklich aktiv und bewusst rassistische Stereotype und miese Namen aufgenommen hat. Ich halte so Namen wie Cho Chang oder die Reproduktion von anti-semitische Klischees eher für ein Problem von lazy writing. Sie wollte sich nicht die Mühe machen zu recherchieren. Ein Fehler, den wohl vielen (besonders weißen) passieren kann. (Wobei ich mir nicht mehr so sicher bin, nachdem ich endlich verstanden habe, was an dem Namen Kingsley Shacklebolt so schwierig ist und man beachtet, dass Rowling Geschichte studiert hat).

Aber wenn es ein Fehler war, dann würde ich von einer aufgeschlossenen Person ehrlich gesagt zumindest eine Entschuldigung erwarten. Dafür geradestehen, dass man hier einfach Mist gebaut hat. Ändern kann man es nicht, aber zumindest dazu stehen. (Ok, aber wenn Rowling Harry Potter jetzt umschreiben würde mit weniger problematischen Inhalten würde sie noch mehr Geld machen, just saying).

Kommen wir zu der aktuellen Debatte um Hogwarts Legacy.
Wie schon angemerkt sieht Rowling den anhaltenden Erfolg irgendwie als Bestätigung. Zumindest kann man so einige Aussagen interpretieren, z.B., dass beim Anblick ihrer lizenzeinnahmen „der Schmerz vergeht“.
Schieben wir mal Rowling beiseite, denn eines der Hauptargumente von Leuten, die sich gerade verteidigen, dass sie das Spiel trotzdem kaufen ist, dass sie nicht daran beteiligt ist.

Aber das Spiel an sich, selbst wenn wir Rowling außer Acht lassen, ist einfach fucking anti-semitisch und rassistisch. Like – What the Hell.
Es ist seit Jahren bekannt, dass die Kobolde, besonders die von Gringotts anti-semitische Klischees enthalten und zwar ziemlich krasse. Ja, die Beschreibungen der Kobolde in Harry Potter sind denen der Juden Beschreibung von Nazis sehr, sehr ähnlich. Von körperlichen Merkmalen bis hin zu Charaktereigenschaften. Und die Entwickler*innen suchen sich dann gerade diese Gruppe aus um sie als Gegenspieler in ihrem Spiel zu machen? Die bösen Kobolde, die sich gegen die Zauberer stellen. Als ob das nicht genug ist haben sie auch noch Kobold Artefakte eingebaut, die jüdischen sehr, sehr ähneln. Und nein, Sklaven finden es nie cool versklavt zu werden, auch wenn es sich um Hauselfen handelt.  Alles Zufall? Ich bin zwar oft echt naiv, aber da hört es selbst bei mir auf.
Dazu kommt, dass der ehemalige Lead-Designer Troy Leavitt halt einfach rechts ist und ziemlich problematische Aussagen auf Youtube vertritt. Von denen das Entwicklerstudio wusste und sie ihn trotzdem eingestellt haben. Zu keinem Zeitpunkt ist das Studio dagegen vorgegangen, er durfte seine Videos weiter hochladen. Er wurde auch nicht gekündigt, ist aber selber im März 2021 ausgestiegen. Ich bezweifle mal, dass sie die Entwicklung danach von vorne angefangen haben.

Also selbst wenn ich Gamerin wäre und ich weiterhin naiv die Augen vor J.K. Rowlings Hass verschließen würde, spätestens ab dem Moment in dem Klar wird, wie scheiß problematisch die Handlung des Spiels und die Macher sind würde ich es nicht mehr kaufen / spielen wollen. Ich mein, excuse me, wir haben 2023.  

Also nochmal – Spielt das Spiel wenn ihr unbedingt wollt, geniest Harry Potter, wenn ihr das unbedingt möchtet. Aber seid euch halt bewusst was hinter der ganzen Zauberei steht.
Ich jedenfalls werde nochmal neu darüber nachdenken (müssen), wie ich weiter Fan sein kann.

Keine Sorge, das wird nicht der zweite, große Beitrag zum Thema Feminismus.Das tue ich mir glaube ich nicht nochmal an. Das hier wird eher eine Empfehlung. Wo starte ich am Besten, wenn ich mehr zu dem Thema wissen will?

Klar könnte ich jetzt eben auf genau diesen Beitrag von mir verweisen oder auch einfach sagen, unterhalte dich mal mit mir, aber zum einen ist mein Beitrag in einigen Punkten schon wieder überholt (ja, tatsächlich) und ich würde einige Sachen auch anders schreiben und zum anderen hab auch nicht immer Bock mich über Feminismus zu unterhalten (ich weiß, schwer zu glauben). Ich bin auch ehrlich nicht so gut darin, weil ich mir die ganzen tollen Argumente und Fakten, die ich darüber schon gelesen hab nicht immer so merken kann, dass ich sie in einer feuchtfröhlichen Runde (also betrunken, wie ich die meisten dieser Diskussionen führe) wieder geben kann.
Dann mag ich auch nicht immer nur „die Feministing“ sein (ja, ich erkenne die Ironie) und ich denke mir halt auch oft, am besten informiert man sich doch lieber selber, als sich das von mir so einreden zu lassen. Ok, zugegeben, hinter dem letzten steht auch so eine Null-Bock-Stimmung, die ganze Aufklärungsarbeit zu machen. Was ürbigens nicht heißt, dass ich nicht trotzdem immer wieder mit Leuten diskutiere oder auch Fragen beantworte. Aber dennoch, hier ein kleiner Einstieg in das Thema Feminismus, was aber eigtnlich mehr oder weniger Buchempfehlungen sind.

Btw – ihr müsst euch das nicht annehmen. Ich brauche auch keine Nachrichten, warum jmd was nicht machen will, jemand dieses Buch nicht lesen mag etc. Macht was ihr wollt mit den Infos. Nehmt es an oder lasst es, ich brauche da keine Erklärung zu.

Bevor es aber zu den Büchern geht, die ich euch so ans Herz legen würde gehts ein bisschen einfacher. Denn ich habe, noch bevor ich Bücher dazu gelesen habe (was tatsächlich noch nicht so viele sind) sehr modern *hust* auf Social Media angefangen, also besonders auf Instagram. Ja, man mag es kaum glauben da gibt es auch anderen Content als halbnackte Frauen (wenn ihr nur sowas seht liegt es an euren Vorlieben, genau wie bei TikTok).

Ich folge dem Hashtag „feminismus“, wobei der mittlerweile sehr mit Vorsicht zu genießen ist, weil immer mehr anti-feministische Accounts genau diesen nutzen und ihre entweder konservativen (wenn christlicher Kontent) oder misogynenen (wenn Alpha-Male Gedöhns) Beiträge zu taggen. Es tummeln sich leider auch viele Terfs dabei, die ihren Trans-Hass mit Feminismus rechtfertigen wollen. Also nutzt den, aber seid ein wenig vorsichtig und hinterfragt die Beiträge kritisch.

Dazu kann ich noch folgende Accounts empfehlen:

  • trinksaufmich (so sweet und sympatisch, auch für mehr Selbstbewusstsein, tolle Community)
  • wastarasagt (ganz großartige Frau, dazu weiter unten mehr, denn eines der Bücher ist von ihr)
  • seiten.verkehrt (humoristisch, sympatisch,immer wieder Umfragen und unterschiedlichen Meinungen aus der Community, besonders empfehlenswert für Eltern)
  • ego_mann (für alle die sich das lieber von einem Mann erklären lassen wollen. Spaß, sehr tolle Beiträge und es ist wichtig, dass auch Männer solchen Content machen)
  • alle Catcallsof-Accounts (hier keine Verlinkung, weil es viele Accounts sind. Ich glaube mittlerweile hat jede Stadt einen eigenen Account, schaut mal nach eurer Stadt oder der Stadt der euch am nächsten ist. Aber Trigger Warnung, es geht halt oft um sexualisierte Gewalt)
  • therealfraukopf (ok, ich hab gelogen, so ganz ohne halbnackte Frauen gehts dann nicht, aber gerade deswegen super Botschaft)
  • teresareichl (auch sehr lustig und kann super sprachliche Ursprünge und Bedeutungen erklären, also wen sowas interssiert auch da vorbei schauen).
  • angry_radical_feminist (auf englisch)
  • fuck_patriarchy
  • farida.d.author (so gut, dass sie von nem Cis Dude plagieriert wurde, der eine zeitlang für ihre Aussagen auf TikTok sehr gefeiert wurde)

Ich folge noch ein paar mehr, aber so im groben sind die schon sehr ausreichend.

Kommen wir zu den Büchern. Ich versuche mich kurz zu halten.

Es kann nur eine geben (Carolin Kebekus)

Achja, die Kebekus, wer kennt sie nicht, wer mag sie nicht? (wenn du – raus! sofort!….Spaß… oder doch nicht? 😉 )
In dem Buch beschreibt Carolin Kebekus auf ihre gewohnt humorvolle Weise das Phänomen, dass es in Gruppen (egal ob in Line Ups von Comedy Shows, ob in Kinderserien oder sonst wo), es meist nur eine Frau gibt. Das Phänomen, dass uns seit … keine Ahnung seit wann, schon immer halt …. erzählt wird, von dem ganzen Kuchen bekommt nur maximal eine Frau ein Stück ab. Es geht um fehlende Repräsentation, um die Folgen und noch viel mehr, aber im Kern eben um den Mythos, dass es immer nur eine tolle, gute Frau geben kann und darum, dass diese Narativ uns Frauen nur schadet, denn wir kämpfen halt dadurch lieber gegeneinander, statt miteinander.
Und da es super leicht und locker geschrieben ist und man die Kebekus halt auch kennt und sie halt selbst lange Zeit als „die Eine“ galt (in der deutschen Comedy Szene) ist es eben ein guter Einstieg. Das Buch ist neben der lockeren Art gut recherchiert und ehrlich. Dazu muss ich lobend erwähnen, dass Carolin Kebekus sich bei Themen zu denen sie nichts sagen kann auch raus hält oder das Zepter jemand anderen überlässt. So hat sie das Kapitel übers Muttersein bzw über die sogenannten Mommy Wars von Mariella Tripke schreiben lassen, die halt Kinder hat, im Gegensatz zur Kebekus.
Wer übrigens das Live Programm „Pussy Nation“ von Carolin Kebekus kennt wird hier vieles wieder finden. Ich war in der Show während ich mit dem Buch halb durch war (vlt auch schon ganz) und erkannte vieles wieder.
Und ja, einige Sachen wuste ich schon vorher (Crash-Test-Dummys, die Schmugglerkünste von Frauen wenn es um Periodenartikel geht), aber einiges auch nicht (wie z.B. das meiste zum Thema Muttersein und auch zum kirchlichen Projekt Maria 2.0. bzw wie sehr sich die Kirche gegen die Gleichberechtigung wehrt).
Wer sich aber nicht jeden Tag zig Instagram Beiträge zum Thema Feminismus anschaut kann hiermit echt gut anfangen, lernt was und lacht dabei.

Drama Queen – Frauen zwischen Beurteilung und Verurteilung (Tara-Lousie Wittwer)

Ja, das ist das Buch von wastarasagt und es ist großartig. Ich habe es eben erst fertig gelesen und es ist auch ein bisschen Inspiration für diesen Beitrag (und noch einen weiteren, evtl später). Denn, genau wie bei dem Buch von Carolin Kebekus, dachte ich mir „Hey, dass kann man super empfehlen, für Leute, die noch nicht so tief drin stecken“. Denn es wird viel erklärt, aber auch wieder leicht und verständlich. Es enthält sehr viel Persönlichkeit und wovon ich ja eh riesen Fan bin, sehr viel Selbstreflexion. Tara (ich darf doch Tara sagen, oder?) benennt ihre eigenen Fehler und steht zu diesen, besonders zur eigenen internalisierten Misogynie. Und so oft dachte ich mir „Ja, same.“ Natürlich sind auch hier wieder Beispiele dabei, die ich schon kannte und wohl immer genannt werden (Crash-test-Dummies, medizinische Studien), aber dennoch habe ich ein paar neue Begriffe gelernt und hatte dennoch das ein oder andere Mal einen Wtf Moment (Ehemann Stich… like what now???). Und ja, ich kann ihre Begeisterung für Phoebe Waller-Bridge (Fleabag, beste) verstehen, bin nur etwas beunruhigt, dass Fleabag wohl kein so guter Comfort Charackter zu sein scheint (Frage an mich – wie verkorkst bist du eigentlich?).
Gut finde ich, dass auch der Gerichtsprozess Johnny Depp / Amber Heard angesprochen wird. Sie schafft es meine Gedanken dazu perfekt auszuformulieren. Mir fehlte nur, dass bei dem Prozess die Gewalt von Heard massiv verteufelt wurde, während man bei der von Depp eben mit den Schultern zuckte und es einfach unkommentiert lies, seine Alkohol- & Drogensucht verglorifiziert wurde (Es gab Merch mit „A mega Pint“) und niemand stuzig wurde, dass er mit Marylin Manson befreundet ist. Dagegen wurde jeder kleinste Fehltritt (sei es Alkohol oder Affären) von Heard genutzt um sie noch mehr durch den Schlamm zu ziehen. Ich sehe Heard nicht als unschuldig an, aber Depp ist es eben auch nicht (was mir wirklich in der Seele weh tut, denn ich war seit dem ich Teenie war großer Johnny Depp Fan).
Also auch dieses Buch ist super geschrieben, es ist sympatisch und trotz der Thematik nicht so schwer (außer ein Kapitel, aber da gibt es eine Trigger Warnung vor weg). Ich persönlich halte es sogar noch für ein wenig besser als das von Carolin Kebekus, weil es eben auch noch ein paar Begrifflichkeiten mehr erklärt. Aber wir reden hier von einem halben Punkt (vorher dachte ich mehr, ich muss aber mit berücksichtigen, dass ich das Buch von Kebekus vor einer längere Zeit gelesen hatte).
Und es enthält sehr viele Botschaften ala „Sei wer du bist, du darfst auch Fehler haben“ ohne zu kitischig zu wirken. Denn es sind keine Aussagen wie ich es eben geschrieben habe, sondern Tara schreibt aus der Ich-perspekte „Ich bin so, ich will so sein und nicht anders“ und ich finde das ist eine tolle Einstellung.
Ihr merkt, ich bin ein wenig Fan. Kleine Randnotiz, als ich am Anfang nach immer mehr feministischen Accounts gesucht hatte mochte ich sie gar nicht so sehr. Irgendwie war sie mir nicht so sympatisch. Das lag aber, vlt ahnt ihr es, an meiner internalisierten Misogynie.

Unsichtbare Frauen – Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert (Caroline Criado-Perez)

Ok, ich bin ehrlich. Das ist keine leichte Kost. In dem Buch geht es um Daten, um viele Daten, vorallem aber auch um viele fehlende Daten. Und so wird man mit Zahlen, Daten, Fakten und Studien geradezu beschmissen. Es hat 69 Seiten (von 494) mit 1331 Quellen Angaben. Und ja, das ist eine Menge. Ich selbst habe für das Buch Monate gerbraucht, obwohl ich es super interessant und wichtig finde.
Ich bennene es hier mit, weil es eben das erste Buch mit einem feministischen Thema war, was ich gelesen hatte.
In dem Buch geht es daraum, dass bei vielen Daten, die in der heutigen Welt Frauen und somit deren Bedürfnisse, nicht berücksichtig werden. Das hat einige Auswirkungen auf unser Leben und unsere Gesellschaft, machen die Welt an einigen Punkten für Frauen sogar lebensbedrohlich (Crash-Test-dummies, Medizin) oder sogar „unbewohnbar“. Die Daten für Frauen fehlen, Frauen werden nicht gesehen und somit ist auch kein Platz für sie da. Und das obwohl Daten (Thema AI) immer wichtiger werden.
Kurz rum, es geht um den Gender Data Gap.
Ich hab das Gefühl es ist 2019 /2020 so ein bisschen das Feminismus Handbuch gewesen, denn es beinhaltet halt viele Themen, die weltweit Frauen betreffen.
Auch ich ziehe es immer wieder hervor, wenn ich ein paar Beispiele brauche.
Aber wie gesagt, es ist halt nicht für jede*n was, weil es bisweilen anstrengend werden kann es zu lesen und halt auch schon wieder 4 Jahre her ist. Dazu steht/stand Caroline Criado-Perez im Verdacht transfeindlich zu sein. Ich bin an der Stelle ehrlich, ich hatte das nur einmal gelesen und nicht weiter verfolgt, daher kann ich keine valide Aussage dazu treffen. (an der Stelle gilt wie immer, wenn mir jemand noch Infos geben mag, gerne her damit).

Ich bin ja echt lange Zeit verschont geblieben, also wirklich lange. Ich weiß, dass viele meiner Freund*innen und Bekannt*innen schon häufig welche bekommen haben, regelmäßig.

Ich rede von diesen Bilder bei der irgendwelche Dudes ihren Lörres in die Kamera halten und das dann ungefragt an Leute (meist weiblich gelesene Personen) schicken.

Letzte Woche war es dann auch bei mir mal so weit. Ich hab über einen Nachrichtendienst so ein schmuckes Bild zugeschickt bekommen. Herrlich. (Achtung, Ironie)

Viele sagen ja, dass ist ein verfrühter Flirtversuch, eine Art Aufmerksamkeit zu erhalten. Nach meiner, zugegeben sehr eingeschränkten, Erfahrung ist es das aber nicht und ich finde diese Einordnung verharmlost es etwas.

Aber was ist passiert? Ist es wirklich so ein riesen Ding (nein, nicht was ihr denkt und nein, war es nicht), dass man wegen einem Bild einen Blogbeitrag schreiben muss?

Ich finde es wichtig darüber zu reden, wir müssen darauf aufmerksam machen und deutlich machen, dass es weder ein kleiner Scherz noch falsches Flirten ist.

Zu meinem Erfahrungsbericht und wir fangen ein bisschen früher an, denn auch die Vorgeschichte ist wichtig um so ein Verhalten einzuordnen. Hier sei aber kurz angemerkt, dass nicht jedes Gürkchen Bild überhaupt eine Vorgeschichte hat, einige Menschen erhalten diese ohne jemals vorher mit Gürkchenbesitzer jemals Kontakt gehabt zu haben.

Vor einigen Wochen hatte ich auf einer Dating App ein Match und weil ich manchmal etwas naiv bin (Ja, schuldig) hab ich sehr schnell meine Nummer rausgegeben. Der Dude hat mir dann geschrieben, wir hatten kurz Kontakt, schon Pläne für ein Treffen gemacht, aber da kam er mir schon etwas komisch vor. So Kleinigkeiten, wie ständig geschrieben, obwohl ich ihm gesagt hatte, dass ich unterwegs bin oder der Vorschlag im Wald spazieren zu gehen, nachdem ich sagte ich treffe mich beim ersten Mal nur an einem öffentlichen Ort (oder bin nur ich das, die einen Wald nicht als unbedingt öffentlich ansieht…also ist er, war aber nicht was ich meinte, versteht ihr?). Das pushen dazu, dass direkt beim ersten Treffen was laufen sollte oder auch der kindische, ja in der heutigen Zeit sehr geschmacklose Spruch „Hast die Russen im Keller?“ als ich erzählte, dass was körperliches gerade nicht möglich ist. Junge, wenn du so einen Spruch brauchst, bist du nicht reif genug für Sex.

Ich hatte immer weniger Lust auf das Treffen, aber hatte auch die Stimmen von einigen Freund*innen im Ohr, dass ich zu kritisch sei (Ja, danke, bin ich wohl doch nicht). Zu einem Treffen kam es dank Corona dann doch nicht – Timing mich anzustecken war zwar an sich blöd, hatte hier aber einem Vorteil.

Da besagter Typ auch weiter meine Grenzen ignorierte und obwohl ich meinte ich melde mich immer wieder schrieb wie es denn aussehen würde – also mit einem Treffen, nicht weil er wissen wollte wie es mir so gesundheitlich geht. (meine Ansprüche sind echt zu hoch 😂). Ich hab ihn dann ignoriert, was ehrlich nicht cool war.

Wochen später hab ich auf ner anderen Plattform mitbekommen, dass er mir da eine Kurznachricht geschrieben hat. Und ich dachte mir, ok, sei ehrlich und schreib ihm, dass du kein Interesse mehr hast. Ich entschuldigte mich für die wochenlange Funkstille, erklärte ihm, dass ich das Gefühl hätte wir würden nicht auf einer Wellenlänge liegen, ich ihm aber alles Gute wünsche. Fand ich anständig von mir. Sah er halt nur anders. Natürlich akzeptierte er das so nicht und fragte, was das jetzt plötzlich soll – als wenn das vorige ignorieren seiner Nachrichten schon nicht eindeutig genug gewesen wären. Danach habe ich versucht eine klare Grenze zu ziehen und hab ihm gesagt, dass so eine Nachricht halt nix ändern wird und er das einfach akzeptieren muss. Ich meine, ehrlich, was meint er dadurch zu gewinnen? Dass ich meine Meinung ändere.

Ich hab danach nicht mehr dran gedacht und dann letzte Woche gesehen, dass er mir noch weitere Nachrichten geschickt hatte. Ich hab die ehrlich nicht gesehen.

Und, oh boy, was waren das für Nachrichten. O-Ton war ungefähr, dass ich total irre und geisteskrank wäre, ich ständig sowas machen würde, aber wohl immer wieder vergesse, dass wir schon ein paar mal öfter Kontakt hatten (like what??), ich ihn jetzt wieder unter fadenscheinigen Gründen blockieren würde, aber in ein paar Wochen geht’s dann wieder von vorne los.

Ok, also ich sag nein und deswegen bin ich geisteskrank? Interessant. Aber kurzen Moment mal – mehrfach schon Kontakt? War die Eule wirklich so verpeilt? Kurze Antwort – Ja, war sie. Ich hab tatsächlich kein gutes Gedächtnis welches Match (sprich welches Foto) zu welchen Nachrichten gehört. Ich schwöre ich bin sonst intelligenter. Hier in dem Fall aber direkt drei Mal nicht. Ja, genau, drei Mal (Asche auf mein Haupt). Ich war verpeilt, er hat aber absichtlich öfter Kontakt gesucht und dabei immer wieder gelogen. Was halt irgendwie creepy ist. Beim ersten Mal kam raus, dass er einen falschen Namen angegeben hat, er tat dann aber so als hätte ich das schon gewusst (wusste ich nicht), auch da hab ich es abgebrochen, weil er mir etwas merkwürdig vorkam, zweites Mal, wieder falscher Name und anscheinend auch falsches Alter. Ich hatte ihn extra gefragt, ob wir letztens schon geschrieben hatten, weil mir das so bekannt vorkam. Das hatte er verneint, was halt im Nachhinein sich als gelogen rausstellte und er mir ja dann zum Vorwurf machte, dass ich mich nicht erinnern würde. Auch hier wieder hab ich so respektvoll wie möglich versucht ihn zu erklären, warum das ein Deal-breaker für mich ist, hab ihm noch gesagt er solle sowas doch direkt aufklären und nicht so tun als ob das alles direkt bekannt wäre. Daraufhin versuchte er mich anzurufen. Weil klar, wenn dir jemand sagt, du hast eine Grenze überschritten, Ruf ich an und überschreite noch eine. Nur so nebenbei – genau das ist ein Verhalten den die meisten eher nicht so cool finden, egal was euch irgendwelche Hollywood Filme erzählen. Btw – beide Male hatte er eine andere Begründung für die falschen Angaben. Gar nicht verdächtige oder so. Ich hatte die Nummer dann blockiert. Blöd nur, dass man bei gewissen Nachrichtendiensten Kontakte einzeln blockieren muss. Allgemein die Nummer blockieren reicht da leider nicht. Daher 3. Kontakt. (Ja, lernen durch Schmerz, ich weiß).

Wir haben dann noch ein bisschen hin und her diskutiert. Ich, dass ich das seltsam finde und wenn er so verzweifelt ist er eine gewisse Straße in der Stadt aufsuchen soll, er, dass ich an Verfolgungswahn leide. Junge, würdest du auch wenn irgend so ein Hansel gleich mehrfach mit dir matched und das nicht aus Verpeiltheit, sondern um zu sehen wie weit er diesmal kommt. Ich hab dann aber einfach nicht mehr geantwortet – weil, wofür auch? Hab ihn aber nicht blockiert. Zwei Tage später seh ich dann in der Vorschau dieses hübsche *hust* Bild.

Ich war gerade mit anderen Leuten unterwegs und wir fanden das alle eher amüsierend und für mich stand fest, dass ich das anzeigen werde. Ich weiß immerhin schon eine Weile, dass es ziemlich schnell geht.

Dennoch hab ich am nächsten Tag etwas gezögert. Als ich mich nämlich weiter damit beschäftigt hatte bemerkte ich, dass es eine kleine Chance gab, dass während des Verfahrens der Typ meinen kompletten Namen herausfinden könnte. Im Hinblick auf meine bisherigen Erlebnisse mit ihm hat mir die Vorstellung ehrlich etwas Angst gemacht.

Nach einem kurzen Gespräch mit einem befreundeten Polizisten, der mir meine Sorge nehmen konnte, weil die Verfahren meist eh früher eingestellt werden, hab ich die Anzeige dann Sonntag doch aufgegeben. Ja, genau, obwohl die Anzeige sehr wahrscheinlich nicht weiter verfolgt werden wird. Einfach nur wegen der Statistik. Denn meine Hoffnung ist, dass durch mehr Anzeigen deutlicher wird, was das für ein Problem ist.

Deswegen möchte ich allen dazu raten solche Gürkche Bilder ebenfalls anzuzeigen. Es geht innerhalb von 5 Minuten über die Seite https://dickstinction.com/ – es ist aber natürlich völlig legitim, wenn sich jmd nicht sicher dabei fühlt und es deswegen nicht machen möchte.

Wie am Anfang beschrieben, ein solches Bild ist selten einfach nur ein Flirtversuch. Wie meine Geschichte zeigt wollte der Typ mir extra nochmal zusetzen, mir zeigen wie wenig er von Grenzen hält. Es war ein Versuch Macht über mich zu erhalten. Durch die Anzeige habe ich es für mich gut regeln können. Denn obwohl ich einerseits darüber lachen kann, obwohl es irgendwie sogar ne lustige Partygeschichte ist – haha, Eule und ihre Datingversuche – hat es ja dennoch was mit mir gemacht. Ich gebe Dating jetzt tatsächlich erstmal auf, hab mich auf den Plattformen angemeldet und werde zukünftig doch vorsichtiger sein. Und für andere ist es keine lustige Geschichte, die man beim Wein seinen Freund*innen erzählt. Viele fühlen sich machtlos, während andere so viele bekommen, dass sie es schon als normal abtun. Es ist nicht normal, es ist eine Straftat ( § 184 Nr. 6 StGB). Und deswegen müssen wir darüber reden, schreiben, aufklären.

So, und nun zum Abschluss noch ein Video an alle die nach wie vor denken es ist doch irgendwie cool seinen kleinen Freund einfach ungefragt rum zu zeigen (eigentlich ein Business Tipp, gilt hier aber genauso):

https://youtu.be/BeWpX-ypSls

Ich könnte so viele Dinge heute Abend machen. Eine weitere Serie gucken, mein Buch weiter lesen („The Five: Das Leben der Frauen, die von Jack the Ripper ermordet wurden“ von Hallie Rubenhold), Yoga wollte ich auch wieder anfangen, ich könnte auch lernen. Aber nein, ich reg mich lieber auf. Über Alice Schwarzer. Immer wieder, immer mehr. Und normalerweise versuche ich jede*n zu verstehen, aber es gibt Menschen, da geht das nicht und Alice Schwarzer ist da ganz vorne mit dabei.

Ich, die sich selbst als Feministin bezeichnet, verabscheue und lehne Schwarzer gerade zu hab. Ja, sie hat vor einigen Jahrzehnten mal viel für die Frauenrechtsbewegung getan, aber sie hat sich so weit vom Feminismus distanziert wie es kaum noch geht. Da sie sich aber nur darüber profilieren kann sieht sie das nicht. Und ihr wird immer wieder eine Bühne gegeben, sie wird nach wie vor als Deutschlands Nr. 1 Feministin gesehen, was der Bewegng am Ende auch eher schadet (meiner Meinung). Hier also einmal mein Rant über Alice Schwarzer.

Russland / Ukraine Krieg

Ganz aktuell ist Schwarzer wieder in den Medien wegen einem „offenen Brief“an Olaf Scholz, mit einer arnung vor dem 3. Weltkrieg, wobei sie da die Schuld bei denen sucht, die nicht nachgeben wollen. Man solle nicht weiter provozieren, keine Waffen liefern etc.
Nun ja…. Das ist halt sehr naiv gesagt und das von einer Frau, die sich häufig so auf tut, als wenn sie zu der interlektuellen Elite gehören würde. Ich meine, ich bin auch für Frieden, Krieg ist scheiße. Und ja, ich bin der Meinung, dass uns eine feministische Außenpolitik gut tun würde. Das heißt aber gerade nicht, dass wir jemanden wie Putin weiterhin alles glauben sollten,d as heißt nicht, dass wir das „Problem auf beiden Seiten sehen“ müssen.
Was Schwarzer mit ihrem Brief tut ist eine Täter-Opfer-Umkehr.
Stellt euch vor wir würden hier nicht von Ländern, sondern von einzelenen Menschen reden. Stellen wir uns mal vor, Russland = Mann, Ukraine = Frau. Russland (Mann) schlägt Ukraine (Frau), weil die sich mit den Nachbarn unterhalten hat. Nach Alice Schwarzer muss Ukraine einfach nur machen was Russland will und schon wird sie auch nicht mehr geschlagen.
Täter-Opfer-Umkehr und Victim Blaming vom feinsten.

Und selbst wem nach wie vor nicht auffällt, dass Putins Beweggründe völlig irrelavant sind, dann sollte man doch zumindest so interelligent sein und erkennen, dass diese dazu auch noch völlig an den Haaren herbeigezogen sind. Putin will keinen Frieden. Wieso glauben manche eigentlich, dass er aufhört, wenn die Ukraine aufgibt? Er lässt Sivilist*innen töten, weil es ihm egal ist. Nach außen hin stellt er es als Befreiung dar, war es aber nie. Wie naiv ist Schwarzer also eigentlich, dass sie denkt, es wäre so einfach?
Oder denkt sie das gar nicht, ist aber allgemein auf Russlands Seite? Immerhin konnte sie Putin schon 2014 verstehen, als er die Krim eingenommen hat. – So WTF???

Islamfeindlichkeit & Rassismus

Das sollte jede*m mittlerwiele bekannt sein. Schwarzer ist gegen den Islam, sie verteidigt ihre Meinung immer wieder, dass die Religion die Frauen unterdrücken würde, gerade das Kopftuch. Aber seien wir mal ehrlich, keine der großen Weltreligionen behandelt Frauen anständig.
Ich stehe der Vollverschleierung auch kritisch gegenüber, weil ich mich da schon frage, wie weit das eigener Wille ist. Aber ich bin ehrlich, ich habe mich noch nie mit einer Muslima unterhalten, die sich voll verschleiert. Die Muslima, die ich kennen lernen durfte in meinem Leben habe das Kopftuch einfach getragen und waren dennoch eigenständige, starke Persönlichkeiten. Nicht einmal habe ich eine kennengelernt, bei der ich das Gefül hatte sie würde super stark unterm Pantoffeln des Islams stehen. Mag sein, dass es wie bei alen Religionen anders aussieht, je konservativer es wird. Aber wie geschrieben, das ist halt bei allen so.
Für Schwarzer steht aber außer Frage, dass der Islam das Sinnbild des Patriachts ist und der Teufel überhaupt. Sie spricht jeder Muslima ab, ein Kopftuch wirklich aus freien Stücken zu tragen. Ihre Islamfeindlichkeit geht soweit, dass sie mit Pegida angebandelt hat und sie hat insgesamt 3 Bücher dazu geschrieben. Ganz schön viel „Dagegen“ sein, wenn es beim Feminismus doch eigentlich um Gleichberechtigung und freie Entscheidung gehen sollte.

Viele kleine Lügen

Ok, nicht viele kleine, aber schon ein paar und darunter auch eine ganz schön Große. Wer sich ein bisschen mit Schwarzer auseinander setzt hat definitiv ihren Steuerhinterziehungsfall mitbekommen. Ich sehe Steuerhinterzeihung nicht als Kleinigkeit an, denn im Grunde werden alle anderen Steuerzahler*innen beklaut. Das gerade eine Schwarzer, die das Gesicht einer Bewegung für Gemeinschaft war, eine große Gemeinschaft hintergeht und zwar aus völlig egoistischen Gründen ist schon harter Toback.
Versteht mich nicht falsch, auch Feminist*innen dürfen Fehler machen, auch sie dürfen gute und schlechte Eigenschaften habe. Nur gerade hierbei finde ich das nicht etwas, was ich einfach so durch gehen kann. Wie gesagt ist es keine Kleinigkeit (again – meine Meinung).
Dann wäre da noch diese Stern-Titelschlagzeilen-Geschichte. 1971 brachte der Stern einen Artikel über insgesamt 374 Frauen, die abgetrieben haben sollen heraus, also gegen ein Gesetz verstoßen haben (sollen). Mit der Aktion wollte Schwarzer (und andere Feministinnen) gegen den Paragrafen 218 des Strafgesetzbuchs ankämpfen. Gute Aktion, gilt heute noch als Meilenstein der deutschen Frauenrechtsbewegung.
Nur, dass Schwarzer und einige andere der Frauen nie eine Abtreibung hatten. Das ist halt krass. Hätte Schwarzer die Aktion nicht durchführen können, ohne zu lügen? War es zu aufwendig tatsächlich genug Frauen dazu zu bekommen öffentlich zu der Abtreibung zu stehen? Oder wollte Schwarzer einfach sich selbst nur wieder in den Mittelpunkt rücken? Hauptsache Schweinwerfer alle auf sie.

Die Doppelmoral

Schwarzer hat eine fast schon irrwitzige Doppelmoral.
Fangen wir mit dem Thema an, was vlt noch einige nachvollziehen können, aber dennoch Doppelmoral ist.
Schwarzer hat sich, auch hier wieder zurecht, gegen die Beschneidung bei jungen Mädchen ausgesprochen. Die Beschneidung gehört tatsächlich abgeschafft, ohne wenn und aber.
Gleichzeitig sieht sie es bei Jungen aber als völlig in Ordnung an, denn sie sind noch klein, der Eingriff ist nicht so schlimm. Dennoch ist es ein Eingriff, der medizinisch nicht notwendig ist und ohne die Zustimmung des Jungen geschieht. Das Thema ist kontrovers, das verstehe ich und gerade deshalb finde ich es macht es sich Schwarzer zu einfach wenn sie sagt es ist bei Jungen schon ok.

Was ich interessanter finde ist ihr Ansatz im Bereich der Sexarbeit und BDSM. Prositution sieht sie als eine Art Sklaverei an. Den Vergleich finde ich schon ziemlich heftig. Ich habe mich ja selbst vor nicht allzulanger Zeit genau mit dem Thema Sexarbeit beschäftigt. Ich weiß also wie zweischneidig die Sache ist. Aber auch hier spricht Schwarzer Frauen (in dem Fall Prostituierten) wieder generell ab eine eigene Entscheidung treffen zu können.
BDSM verurteilt sie ebenfalls, als Unterdrückung der Frau. Das es gerade in dem Bereich viel mehr Absprachen und Consent gibt, als bei anderen Sexualpraktiken verkennt Schwarzer völlig. Dafür findet sie aber 50 Shades of Grey gut, die Frau „unterwirft“ sich ja letztendlich doch nicht. Das Buch romantisiert ja nur toxische Beziehungen, aber was solls.

Jetzt noch eine Terf

Feminismus setzt sich für Gleichberechtigung ein, sollte das auch für alle machen. Aus meiner Sicht müssen wir dazu ersteinmal die Rechte vonden Gruppen stärken, die am kleinsten sind und nach und nach alle auf ein Level ziehen. Das ist mein Verständnis von Feminismus.
Daher kann ich gelinde gesagt nur Stirnrunzeln über die sogenannten Terfss (Trans Exlusiv Radical Feminisim), der auch J.K. Rowling angehört und eben Aliche Schwarzer. Stell dir vor du bist Teil einer Bewegung gegen Unterdrückung und dein Hauptgegner ist dabei eine Gruppe von Menschen, die nochmehr unterdrückt werden als du selbst. macht nciht viel Sinn, oder? Aber genau das ist bei Terfs so.
Dabei ist es lediglich Transfeindlichkeit. Und das Schwarzer eine ist, das hat sie spätestens in den letzten Monaten bewiesen. Zwar hat Schwarzer und die „Emma“ in den 80er Transfrauen noch Wilkommen geheißen, aber jetzt wo es immer mehr in den Vordergrund rückt sieht Schwarzer eine Gefahr darin. (Wo ist sie bitte falsch abgebogen?) Nicht nur, dass die Emma einen Artikel gegen die Grünen-Politekerin Tessa Ganserer raus brachte, in dem sie misgendert wurde, mit dem Deadname angesprochen wurde, damit nicht genug. Am 30.März – und damit einen Tag vor dem International Transgender Day of Visibility (Zufall?) – veröffentlichte Schwarzer „Transsexualität: Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? – Eine Streitschrift“.
Ich habe das Buch nicht gelesen, aber die Beschreibung, die alleine schon vor transfeindlichen Begriffen und Klischees trotzt, reicht mir da auch schon. Schwarzer versteht halt nicht, dass es bei Transsexualität nicht darum geht irgendwelchen Geschlechterrollen zu entsprechen. Wenn sie sich wirklich damit beschäftigt hätte, dann hätte sie gemerkt, dass gerade Transmenschen sich sehr viel mehr mit dem Unsinn von Geschlechterklischees beschäftigen, als das CIS Menschen machen. Für sie ist die Vorstellung, dass Frau sein eben mehr ist als das was zwischen deinen Beinen ist, einfach nicht begreifbar. Das sie dann ein Buch genau dazu veröffentlicht ist halt ziemlich Banane. (Ich kann langsam nicht mehr, die Frau macht mich fertig 😀 ). Das es veröffentlicht wird, ohne viel Gegenwind ist schon sehr fragwürdig. Bringt Schwarzer mit ihren Kontroversen so viel Geld? (Das Amazon es als LGBT+ Buch einordnet ist dabei nur noch die Kirsche auf dem Hohn-Sahne-Haufen).
Dabei schießt Schwarzer immerhin fast gleichermaßen gegen Transmänner und Transfrauen. Frauen wie Tessa Ganserer erschleichen sich ihren Platz und stellen eine Gefahr für Cisfrauen dar, da sie sich z.B. auch in Safe Spaces wie Toiletten „reinschleichen“. Ich mein, ich weiß ja, dass einige Männer viel tun um Frauen zu belästigen, aber ich denke ihre toxische Männlichkeit ist dann doch zu groß, als dass sie dafür so tun würden als wären sie Trans. Transmänner dagegen wollen ja nur Männer sein, weil sie sich mit den Genderklischees der Frauen nicht identifizieren würden. Hat Alice Scharzer den jungen Generationen mal zugehört, die gerade alle mölichen gendernormen abschaffen wollen? Glaube nicht, dann würde sie merken, was für ein Bullshit das ist.

Schwarzer und die Bild – Hauptsache der Rubel rollt

Schwarzer und die Bild – das ist so eine Verbindung, die dürfte es doch gar nicht geben. Ich glaube hier kommt wieder ihre Doppelmoral zum Anschein. Während sie einerseit immer wieder Frauen dafür verachtend begenet, wenn sie etwas tun was aus Schwarzers Sicht das Patriacht nur stützt, macht sie es mit ihrer immer wieder erneuten Zusammenarbeit mit der Bild ziemlich häufig selbst. Sexarbeit ist zwar Skalverei, und Pornograpie abzulehen, aber wenn die Bild Schwarzers Artikel im gleichen Heft wie die „Wetter-Dame“ abdruckt, ist das wohl in Ordnung. Müsste eine Frau Schwarzer mit ihren Moralvorstellungen nicht genau das ablehnen und dann eben nicht bei der Bild veröffentlichen? Aus Prinzip schon?
Wird wohl vergessen, sobald es genug gibt, die es lesen, es genug Geld gibt und Schwarzer sich profilieren kann, während die Bild mal wieder eine schön reißerische Schlagzeile hat. Doppelmoral und so, ne?

Frauenhass??

Das Alice Schwarzer Männer jetzt nicht so super findet wissen wir glaube ich alle. (Wobei, sobald Geld fließt scheint es ja egal). Aber Frauenhass? Ist das jetzt nicht ein bisschen weit hergeholt?
Ist zwar schwierig, aber eigentlich – Nö.
Wie ich immer wieder betont habe spricht Alice Schwarzer es anderen Frauen ab, eine Entscheidung, die sie nicht gut findet, diese aus freien Stücken zu treffen. Seien es Muslima, Prosituierte, Akt-Models, Transmenschen, Hetrosexuelle (Ja, Schwarzer spricht von einer Zwangsheterosexualität – als ob ich straight wäre, wenn ich eine Wahl hätte – lol). Als ob wir alle so super leicht beeinflussbaren wären und nur sie, als die Eine hat es erkannt und will uns jetzt befreien. Aber halt nur, wenn wir wie sie denken.
Ist es daher von mir wirklich zu weit hergeholt zu sagen sie ist misogyn, wenn sie es einem Großteil von uns nicht zutraut selbst zu denken?

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alice_Schwarzer
https://de.wikipedia.org/wiki/Wir_haben_abgetrieben!
https://www.emma.de/artikel/offener-brief-bundeskanzler-scholz-339463
https://www.tagesschau.de/inland/offener-brief-schwarzer-101.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Emma_(Zeitsch
rift)

Immer wieder stoße ich bei feminstischen Diskussionen auf das Thema Sexarbeit und die sehr unterschiedlichen Ansichten vieler Feminist*innen und allen die sich irgendwie mit dem Thema beschäftigen. Ich habe versucht mir eine eigene Meinung zu bilden und bin auf viele Für und Wider gestoßen. Es ist nicht alles schwarz, nicht alles weiß und eigentlich passt auch Grauzone nicht richtig. Sexarbeit ist vielfältig, auch wenn die meisten wohl automatisch an Prostitution denken.

Es gibt grob gesagt zwei Auffassungen. Die einen sagen selbstgewälte (das ist wichtig!) Sexarbeit ist ein normaler Beruf und kann für einige empowernt sein.
Die anderen sagen es spielt den patriarchischen Strukturen in die Hände und stärkt das Patriarchat. Schließlich kauft in der Regel ein Mann eine Frau, so die Meinung.
Die Diskussion ist nicht nur eine um Sexarbeit, sondern um Sex generell. Wie befreit sind wir? Wie eingeschränkt sind wir? Das ganze Thema ist so komplex, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich dem in einem Blog Beitrag wirklich gerecht werde, aber ich gebe mir Mühe. Das heißt aber auch, dass das hier etwas länger werden könnte.

Was umfasst Sexarbeit

Wie bereits geschrieben, Sexarbeit ist viel mehr als „nur“ Prostitution, sondern wie der Name schon sagt, ist damit jegliche sexuelle Dienstleistung, die gegen Entlohnung erbracht wird, gemeint. Also Pornodarsteller*innen, Stripper*innen, Aktmodels (also wie bei Onlyfans) und viel mehr. Die Hauptdiskussion bezieht sich aber auf Prostitution.

Besonders hervorheben möchte ich hier Sexualbegleiter*innen. Diese bieten genau wie Prostituierte sexuelle Handlungen an, der Fokus liegt aber eher auf Personen, die es schwerer haben Beziehungen einzugehen. Die Dienstleistung richtet sich meist an Menschen mit Behinderung, in Anspruch nehmen kann es aber jede*r. Der Unterschied ist hier, dass beide Parteien offen darüber kommunizieren, was geht und was nicht und niemand die Oberhand hat. Es geht viel mehr um die Nähe, als um einfach Rein/Raus Sex und es gibt (so die Idealvorstellung) kein Machtgefüge.

Kritik an Sexarbeit / Prostitution

Eines der ersten Argumente gegen Prostitution ist, dass es ein sehr patriarchales Konzept ist und gerade hierbei Frauen als Objekte angesehen werden, als kaufbar. Ich persönlich kann dieses Argument kaum unterstützen, verstehe aber wo es her kommt und ganz falsch ist es nicht. Gerade Männer, die Frauen für Sex bezahlen sehen diese Frauen tatsächlich als Objekte an. Liest man z.B. einige Bewertungen in Foren (das es sowas gibt ist schon perfide genug), dann kann einem nur schlecht werden. Da schreibt dann z.B. ein Mann, dass die Frau abwesend, wirkte, als ob sie sich zwingen müsste. Anstatt das aber als Zeichen zu sehen, dass sie wahrscheinlich tatsächlich dazu gezwungen wird bewertet er sie einfach lapidar mit weniger Sternen. „2 von 5 Sternen, weil sie hat es gemacht, war aber nicht begeistert.“ Solche Haltung ist schon ziemlich zynisch und ja, da kann ich verstehen, dass Leute da n sagen, dies ist Patriarchat in Reinform.
Was mir bei diesem Argument fehlt ist allerdings eine erweiterte Sichtweise. z.B sind nicht nur Frauen Prostituierte, nicht nur (Cis) Männer sind Freier. Zum anderen schwingt in diesem Argument direkt noch mit, dass einige radikale Feminist*innen generell der Meinung sind heteronormativer Sex sei generell patriarchalisch und damit von Feminist*innen abzulehnen, einige gingen dabei soweit zu sagen, dass alle Feministinnen lesbisch sein sollten. Für mich geht das zu sehr gegen die sexuelle Selbstbestimmung und klingt zu sehr danach, als wenn man sich die Sexualität aussuchen könnte (glaubt mir, kann man nicht, als ob ich dann hetero wäre), also genau das was auch homofeindliche A*schl*ocher sagen.

Für mich die Hauptargumente gegen Prostitution (und gegen Pornographie) ist die Ausbeutung und Ausnutzung, hauptsächlich von Flinta*. Vielen bleibt oft keine andere Wahl, weil sie kaum andere berufliche Chancen haben. Gerade bei Migrant*innen ist das leider oft der Fall. Dazu gibt es viele Verschleppungen und Zwangsprostitution. Dahinter steckt eine wahre Industrie, die sich darauf spezialisiert hat (hauptsächlich) Frauen aus anderen (ärmeren) Ländern nach Deutschland zu locken, zur Prostitution zu bringen (also zwingen) und an ihnen zu verdienen. Oftmals z.B. wird den Frauen eine liebevolle Beziehung vorgetäuscht, gelockt mit Umschmeichlungen und Geschenken und späteren Gasligting „Wenn du mich liebst, machst du das“ gefügig gemacht. Hilft das nicht kommt noch Gewalt und Erpressung dazu. Als wenn das nicht schon verachtungswürdig genug ist lasse sich diese Menschen immer neue Strategien einfallen und nutzen dabei hauptsächlich die Not aus, in der sich die Opfer befinden. Selbst der Ukraine Krieg wird dafür ausgenutzt. Es wird zu den Grenzen gefahren oder an deutschen Bahnhöfen auf Flüchtende gewartet, ihnen wird Hilfe versprochen, der Pass abgenommen und sie werden zur Prostitution gezwungen. Ja, Menschen sind scheiße.
Die Opfer empfinden es mit Sicherheit nicht als Empowerment und es hat auch nichts mit Emanzipation zu tun. Die Menschen die die Notlage anderer so dermaßen ausnutzen die haben jegliche Menschlichkeit schon lange verloren.
Es gibt auch selten einen Ausweg daraus, denn die Macht ist dabei zu groß. Und unserer Gesetzt schützt diese Opfer nicht, obwohl es sich hierbei um Menschenhandel handelt.

Was für Sexarbeit / Prostitution spricht – Kritik an einem reinen Verbot

In Deutschland ist Prostitution unter Regeln erlaubt, in Schweden ist es dahingehend verboten. Viele Aktivist*innen fordern auf Grund der o.g. Argumente (die noch viel tiefgehender sind, aber wie gesagt Blogbeitrag und so) eine Umstellung auf das nordische / schwedische System. Nach diesem Prinzip ist Sexkauf verboten, im Gegensatz aber z.B. zu der USA, werden hier nicht die Prostituiert*innen zur Strafe gezogen, sondern die Freier und die, die die Prostitution unterstützen und von ihr profitieren. Dies sollte zum einen die eigentlichen Nutznießer (also Freier*innen und Zuhälter*innen) in die Verantwortung nehmen, aber auch die Flinta* schützen. Nachdem ich eine Doku darüber gesehen habe (Link kommt unten bei den Quellen) bezweifle ich aber sehr stark, dass das Ziel wirklich erreicht werden konnte. Prostituierte berichten, dass sie das Geschäft in Privatwohnungen verlegen mussten, sie also meist mit den Freier*innen alleine sind, die Auswahl auf der Straße muss schneller getroffen werden, aus Angst, dass man erwischt wird. Zwar werden die Prostituierten nicht mehr bestraft, aber sie wollen natürlich dennoch ein Geschäft machen. Strafe ist für sie der Wegfall nicht nur eines Kunden, sondern im schlimmsten Fall aller. Mit dem Komplettverbot hatten viele einfach keinen Job mehr. Stell dir vor du dürftest deinen Büroberuf nicht mehr ausüben, weil andere Firmen der gleichen Branche ihre Mitarbeiter*innen ausgebeutet haben (ja, passiert auch im Westen), aber dir ging es bis dahin gut. Blöde Vorstellung oder? Natürlich ist das überspitzt und sehr vereinfacht, denn Sexarbeit ist eben kein Bürojob.
In Schweden sagen einige der Prostituierte, dass es jetzt auch gefährlicher wurde, weil es kaum noch wirkliche Kontrollen gibt. Tatsächlich ist die Polizei für diese Fälle eher unterbesetzt. Und auch in Schweden kommen täglich Menschen aus Osteuropa an, die dann kaum eine andere Wahl haben, aber auch das nicht richtig ausüben können. Andere Jobs gibt es kaum. Helfer*innen, die Ausstiegsmöglichkeiten anbieten wollen, können meist nur ein Flugticket ins Heimatland anbieten.

Dazu kommt dass es auch Prostituierte gibt, die den Job sehr gerne machen und ihn ausleben möchten, ohne Stigmata, ohne Verbot. Im Verhältnis zu denen die auf die ein oder andere Art gezwungen sind (ob nun durch Umstände wie Armut oder durch andere Menschen) ist deren Anteil aber gering. Es gibt sie dennoch. Weil es ihnen Spaß macht, weil sie gerne ihr Geld damit verdienen. Zu sagen, dass das gar nicht sein kann halte ich für ziemlich eingeschränkt und entspricht mehr dem Patriarchat, als die Tätigkeit. Denn hier wird nur wieder der Aberglaube aufgewärmt, dass Flinta* gar nicht gerne Sex haben, die Sexualität von allen, die nicht Männlich sind wird geradezu verleugnet und wieder mal mit Scham belastet. „Du bist kein Mann? Dann findest du Sex ja doof, also kannst du den Job doch gar nicht gut finden.“ Und wie gesagt gibt es ja auch Männer die als Call Boys, Gigolos etc. arbeiten.

Auch die oben bereits erwähnten Sexbegleiter*innen könnten negativ von einem solchen Verbot beeinflusst werden. Zum Beispiel könnten sie auch darunter fallen und somit würden sie ihren Job verlieren. Bei einem kompletten Verbot würde das auch Menschen treffen, die ohne Sexualbegleiter*innen keine andere Möglichkeit haben, den Zugang zur Deckung eines Grundbedürfnisses entziehen. Sollten sie eine Ausnahme erhalten kann ich es mir durchaus vorstellen (reine Spekulation meinerseits), dass sie dann viel mehr Kund*innen bekommen, die den eigentlichen Sinn ignorieren, also die Beidseitigkeit wegfallen lassen wollen.

Die Frage ist – wen müssen wir schützen? Die Mehrheit die unter Zwangsprostitution leidet oder die Minderheit, die den Job gerne machen? Lässt sich ein Mittelweg für alle finden?

Empowerment oder doch eher White Feminisim?

Die großen Verfechter*innen von Sexarbeit in jeglicher Form sieht diese als Empowerment und Emanzipation. Eine Chance Macht über sich, seinen Körper zu haben. Und ich kann mir das gut vorstellen. Sie haben die Kontrolle über ihren Körper und was damit passiert (im Idealfall). Das gefällt zwar einigen nicht und so werden Flinta* die selbstbewusst sich für Sexarbeit entscheiden oftmals beleidigt, während die gleichen Leute es feiern, wenn Nachtbilder unfreiwillig geleaked und veröffentlicht werden. Und da wären wir wieder bei den allgemeinen Machtstrukturen. Es ist für viele halt geiler, wenn sie Macht über eine Person ausüben können, als wenn die andere Person Macht über sich selbst hat.
Mir kam zu dem Thema ein Gedanke auf. Zwar finde ich es wichtig, dass Sexarbeit nach und nach enttabuisiert wird und wer Jobs in der Sexindustrie ausüben möchte soll das bitte auch tun dürfen, aber in all dem wird tatsächlich, und da muss ich den radikalen Feminist*innen Recht geben, außer Acht gelassen, dass die meisten das nicht gerne tun. Die, die gerne es tun und eben als empowernd empfinde, dass sind hauptsächlich weiße CIS, Heterofrauen aus dem Mittelstand, aus dem Westen. Sie wurden nicht aus ärmeren Ländern nach Deutschland gelockt, sind nicht vor Krieg geflohen, sie haben eine Wahl. Eine Wahl, die viele nicht haben. Der White Feminisim unterläuft häufig der Fehler die Probleme von Flinta*, die mehr benachteiligt sind als sie selber, nicht zu sehen, nicht sehen zu wollen, als nicht wichtig anzusehen, ja sogar als störend zu empfinden, denn plötzlich geht es nicht mehr um die eigenen Probleme, sondern um die der anderen. Dabei soll gerade der Feminismus die stärken, die weniger Rechte haben. Sprich alle auf ein gleiches Level heben. Das kann aber nur passieren, wenn wir denen, die weniger haben dabei unterstützen dem zu entfliehen, ihnen die gleichen Rechte und Möglichkeiten einräumen, die wir schon haben. Und das geht halt nicht, wenn wir Sexarbeit ohne weiteres hinterfragen einfach so feiern. Als (intersektionale) Feministin muss ich zu Erst schauen, dass ich die Rechte der anderen stärke, ehe ich auf mein eigenes Empowerment blicken kann. An Strukturen festhalten, die andere benachteiligt, nur weil ich zufällig von ihnen profitiere ist halt nicht feministisch.

Jedem sollte sein Job gefallen, aber gerade Sexarbeit sollte nur dann gemacht werden, wenn man es wirklich will und nicht als einziger Ausweg aus Armut oder aus Zwang. Aber ist ein kompletter Verbot wirklich die Lösung? Ich denke eher nein, auch wenn ich den Ansatz des schwedischen Modells Freier*innen und Zuhälter*innen in die Verantwortung zu ziehen, statt der Prostituierten, als den besten Ansatz sehe. Zwangsprostitution und Verschleppung hat das m.A. nach aber nur bedingt was entgegen gebracht.
In Deutschland hat man es auf andere Weise versucht und einen Papier- und Verwaltungsakt draus gemacht, kontrolliert wird aber auch hier nicht wirklich. Es gibt schon Verbände für Sexarbeit, die müssen da m.M. mehr mit einbezogen werden.
Ein Mittel um zumindest die aus Armut resultierende Sexarbeit einzudämmen sind da die Öffnung des Arbeitsmarktes für Einwander*innen und Flüchtlinge, denn wer offiziell nicht arbeiten darf ist gezwungen anders Geld zu verdienen und die Anhebung des Mindestlohnsatz und leichterer Zugang zu staatlichen Zuschüssen.
Ich habe einmal sehr naiv darüber nachgedacht, ob es nicht eine Art „Gütesiegel“ für Prostituierte geben könnte. So eine Art TÜV. Und nur wer das (egal ob Freiberuflich oder der Puff) darf dem nach gehen. Und wenn Freier*innen das nicht prüfen und eben zu Prostituierten ohne Siegel gehen werden sie bestraft (nicht die Prostituierten). Ich hab ja gesagt, super naiv und kann bestimmt auch ausgenutzt werden, aber ich fände es dennoch gut, wenn es einmal im Leben so einfach wäre (Ist es aber nicht).
Auch müssen mehr Ausstiegsprogramme angeboten werden und dabei darf es nicht die einzige Lösung sein, dass man sie abschiebt und in das Land, aus dem sie geflohen sind (oder verschleppt wurden) zurück schickt, wenn sie das nicht wollen. Das Problem hierbei ist nämlich, dass die Gefahr durchaus besteht, dass sie den gleichen Täter*innen in die Hände fallen wie zuvor auch und dann wieder feststecken. Es ist ein Teufelskreis.

Ich merke selber, dass ich mich zumindest in der Diskussion, selbst im Kreis drehe. Sexarbeit wenn wirklich 100% freiwillig, ja, bitte, macht. Zwanghaft, besonders in Verbindung mit Menschenhandel, ist aber auf keinen Fall zu erdulden. Und wie soll sichergestellt werden, dass die eine an der Ecke da jetzt wirklich steht, weil sie will und nicht weil ein breitschultriger Glatzkopf an der nächsten Ecke sie beobachtet und bedroht? Wer kontrolliert, ob es aus Geldnot getan wird oder weil man eben damit am liebsten Geld verdienen will? Wäre dann ein Mindestsatz für Prostitution eine Idee? Alles was unter 100€ die Stunde ist ist strafbar? Zumindest wäre es ein Indiz für Freier*innen, die so gerne die Augen verschließen („wirkte lustlos“), aber das würde am Ende nur wieder den Luden zu Gute kommen.

Es ist ein wirklich schwieriges Thema und eben nicht einfach schwarz/weiß mit einfachen Lösungen.

Quellen:
https://www.sexualbegleitung.com/
https://www.gender-nrw.de/sexarbeit/

Doku – ZDFzoom – Deutschland und der gekaufte Sex:

Disclaimer: An den Stellen, an denen ich Frauen / Männer benutze habe ich das bewusst so gemacht, weil es in häufiger diese Gruppen betrifft. Solltet ihr finden, dass es an dieser oder jenen Stelle falsch war, dann lasst uns gerne darüber reden. Austausch ist immer gut. 😊 Und nein, ich weiß nicht ob und wie man Prostituierte gendert und bei Freier*innen bin ich mir auch nicht sicher ob das so stimmt. Auch ich lerne immer wieder.

Es tut mir im Herzen, in der Seele weh, aber ich muss es sagen. Die neue Hulu Serie Pam & Tommy (in Deutschland auf Disney+ zu sehen) ist eine Katastrophe. Und dabei hatte ich mich sehr darauf gefreut. Sebastian Stan als Tommy Lee? Hallo, yes, please! Die Promobilder sahen auch alle vielversprechend aus, Sebastian sah gut aus, Lily James als Pamela Anderson auch. Als dann der Trailer kam dachte ich, naiverweiser, dass sie wirklich Pamela Anderson eine Art Gerechtigkeit geben, eine Abrechnung damit wie damals Mitte der 90er sehr viele, eigentlich alle, Menschen mit ihr umgegangen sind.

Dann stieß ich auf einen Buzzfeed Artikel, in dem es nicht nur hieß, dass weder Anderson, noch Lee der Produktion zugestimmt haben, sondern auch, dass es Andersons damaliges Trauma erneuerte. Ich war ein bisschen erschüttert und wurde sehr rasch aus meiner Traumblase geholt, dass sich vlt doch endlich was in der Medienlandschaft ändert. Aber ich hatte auch Zweifel. Denn wer kommt denn 2021/2022 noch auf die Idee eine Serie, in der es um Verletzung der Privatsphäre geht darauf genau bei diesem Thema die Leute nicht nach dem Einverständnis zu fragen, die es damals so stark betroffen hat. Da kann doch niemand so blind gewesen sein und ernsthaft gedacht haben, dass das so in Ordnung ist. Ja, nicht nur in Ordnung, sondern, dass man den damals Beschädigten damit tatsächlich eine Art Gefallen tun würde. Ohne Scheiß, denn so stellen Hulu und Lily James es da.

ch hab dann erst mal versucht heraus zu finden, was nun stimmt und was nicht. Da die Aussage, dass Andersons Angst vor einer erneuerter Traumatisierung hat, von einer nicht benannten „Quelle“ aus Andersons Umfeld stammt kann man hier nicht sicher sagen was stimmt. Aber was sicher ist, ist, dass sie weder auf Hulus, noch auf Lily James Anfragen reagiert hat. Es gibt jetzt tatsächlich einige, die würden sagen „Naja, nix sagen ist halt kein nein“. Wenn ihr so denkt – sagt euch der Begriff „Nur ein Ja ist ein Ja“ etwas? Solltet ihr euch jemals mit dem Thema Consent beschäftigt haben, dann solltet ihr das kennen. Und wenn ihr da anderer Meinung seid, dann kann ich euch auch nicht mehr helfen. Denn Consent und Zustimmung sollte man meiner Meinung nach nicht nur bei sexuellen Handlungen einholen. Gerade bei diesem Thema wäre eine eindeutige Zustimmung angebracht gewesen, um es wirklich respektvoll behandeln zu können.
Aber ok, sie hat halt nicht nein gesagt. Was sie aber gesagt hat ist, dass sie nichts mit dem Projekt zu tun haben will, sie will mit niemanden darüber reden, sie will es nicht sehen und sie will auch nicht, dass ihre Kinder es sehen. Immer noch kein nein? Ich finde es sehr deutlich.

Klar, auch hier hat sie nicht nein gesagt, aber warum sollte sie? Und selbst wenn, hätte es was gebracht? Gerade durch den damaligen Sex-Tape-Skandal, um den es in der Serie nun mal geht, aber auch durch viele andere Erfahrungen, hat man Pamela Anderson immer wieder gezeigt, dass ihr Nein nicht gilt, dass niemand sich darum schert was sie will und auch niemand darauf Rücksicht nimmt, ob ihr das gerade schaden könnte. Wieder einmal, genau wie in den 90ern, machten Menschen mit ihrem Trauma und ihrem Privatleben Geld. Sogar ein Gericht hatte damals entschieden, dass die Veröffentlichung (und der Verkauf) des Videos völlig legitim wäre, da sie und Tommy Lee eben Personen der Öffentlichkeit sind. Und nach so einer Erfahrung soll sie immer noch denken, dass die Leute auf sie hören und Rücksicht nehmen? Ich hätte an ihrer Stelle auch einfach keine Lust und Kraft mehr und würde mich auch so weit wie möglich davon entfernen wollen.

Ich befürchte halt auch, dass Hulu die Serie trotzdem gedreht hätte. Es lässt sich schließlich sehr viel Geld damit machen. Dazu hat man zwei Schauspieler*innen, die aktuell „der heiße Scheiß sind“, da ist es doch egal, wenn es einige Gegenstimmen gibt, Sebastian Stan mit längeren Haaren und Nippelpiercings wird es schon richten.

Hat ja auch, zumindest bei mir, gut funktioniert. Die Kritik an der Serie ist dann doch schon älter als ich wusste, aber in der „Sebastian Stan Fan Bubble“, in der ich mich halt so als Fangirl bewege, kam die wirklich nicht auf. Jetzt erst bekomme ich Kritik dazu in den Social Media Kanälen angezeigt. Meine Feminismus Bubble, die mich sonst sehr zuverlässig auf Dinge hinweist, hat hier extrem versagt.

Nach längerem Überlegen habe ich mir die ersten drei Folgen der Serie dann doch angeschaut, wobei ich nach 1,5 Folgen eigentlich schon wieder ausmachen wollte.

Ist die Serie gut? Ja, irgendwie. Auch irgendwie unterhaltsam. Sie ist gut produziert, die Schauspieler sind durchweg gut. Es wirkt alles unfassbar übertrieben, wie eine Comic-Karikatur. Könnte ich lustig finden, wenn halt die Kritik nicht wäre. Und das es überspitzt ist und durch z.B. Szenen in denen Tommy Lee Selbstgespräche mit seinem Penis führt (also mit einer Penis Prothese, die sich auch bewegt…ich weiß nicht warum) kann ich darüber nicht hinweg sehen. Gerade die zweite Folge ist so unfassbar cringe, dass es weh tut. Tatsächlich nicht mal wegen diesem sehr absurden Penis Gespräches, sondern auch oder vor allem wegen der Darstellung von Pamela Anderson und der Beziehung von den Beiden. Das wird also unter respektvoll verstanden? Ein Opfer, nicht nur von Beraubung der Privatsphäre, sondern auch von Missbrauch, (sexueller) Gewalt und Vergewaltigung (denn das alles ist Pamela Anderson) so übertrieben, ja fast schon komisch darzustellen ist halt einfach falsch. Zum Glück wird Tommy Lee nicht wirklich als sympathisch porträtiert, aber ihre Beziehung dennoch romantisiert. So ein bisschen wie in einigen Büchern mit dem Trope, er (der Böse) ist zu allen mies, außer zu ihr (die etwas hilflose Prinzessin). Die Problematik der ständigen Grenzüberschreitung, des Love Bombing und einige andere Red Flags werden meiner Meinung nach nur schwer deutlich. Wohl nur für die Leute, die wissen wie die Beziehung damals aus ging. Ich hätte mir an der Stelle mehr Ernsthaftigkeit nicht nur gewünscht, ich hätte sie erwartet. Besonders halt, wenn man sagt man will Pamela Anderson Respekt zollen, sondern auch ihr eine Wiedergutmachung geben. Das haben die Macher ziemlich verfehlt. Und gerade weil sie das vorher so angekündigt haben finde ich muss es auch sehr scharf kritisiert werden. Wer sich an feministischen Themen bereichern will muss eben sicher sein, dass es wirklich feministisch ist.

Ich frage mich halt, ob irgendjemand in dem Projekt mal darüber nachgedacht hat, dass das so nicht richtig sein kann. Hat Sebastian Stan sich wirklich damit beschäftigt? Hat Robert Siegel überlegt, ob es so klug ist eine Serie auf einen einzigen Zeitungsartikel aufzubauen? Hat Lily James jemals darüber nachgedacht, dass sie ohne Pamela Andersons zu tun ihren eigentlichen Charakter nicht wirklich gut darstellen kann? Denn das ist halt nicht passiert. Die dritte Folge macht zwar einiges besser, als die zweite, in dem Moment als die Figur Pamela erklärt, dass Jane Fonda ihr Vorbild ist – und ja, Jane Fonda war damals schon ziemlich toll und ist es bis heute, aber das war auch der einzige Lichtblick.

Momentan werden viele Filme und Serien herausgebracht, die diverser sind als früher, es werden vermehrt kritische Themen angefasst und man hatte zwischendurch das Gefühl es gehe in die richtige Richtung. „Pam &amp; Tommy“ geht in dieser Entwicklung leider mehrere Schritte zurück. Und das schlimme ist, dass es vermarktet wurde, als würden sie nach vorne gehen. Und genau das ist für mich das wirklich Armutszeugnis.

Ja, lasst uns da mal drüber reden. Sprache ist das Kommunikationsmittel Nummer 1, egal ob geschrieben oder gesprochen. Man kann zwar auch ohne Sprache kommunizieren (schon Watzlawick sagte „Man kann nicht nicht kommunizieren“), aber die Sprache macht es doch einfacher und sie ist wichtig. Nicht nur, damit wir uns besser verständigen können, sondern sie prägt unser Denken und Handeln enorm.

Weil sie so wichtig ist, bin ich auch sehr ein Freund davon Sprache bis zu einem gewissen Grad zu zelebrieren. Ich liebe Sprachgeschichte, also wo welches Wort herkommt, ursprüngliche Bedeutungen und wieso wir die Worte so verwenden. Und ich finde es wichtig sich diese Ursprünge anzuschauen, um ein besseres Verständnis zu haben. Beschäftigt man sich mit der Sprache, dann merkt man auch was für einen Einfluss die Gesellschaft auf die Sprache und die Sprache auf die Gesellschaft hat und hatte.

Sprache zelebrieren heißt übrigens nicht, dass an ihr zwanghaft festgehalten werden muss, ein Wort muss nicht für immer in deinem Wortschatz bleiben. Sprache ändert sich, wandelt sich, nur eine tote Sprache tut das nicht.

Wenn man sich also mit der deutschen Sprache wirklich beschäftigt, dann merkt man eines – Sie ist in vielen Teilen nach wie vor rassistisch und antisemitisch. Es wird gerade aufgebrochen, es finden Diskussion darüber statt. Ich finde es gut und wichtig. Die bekanntesten Beispiele sind dafür wohl das N- & das Z-Wort.

Ehrlich gesagt wusste ich lange nicht, dass das Z-Wort nicht die tatsächliche Bezeichnung für Sinti & Roma ist. Ich habe immer an Esmeralda aus „Der Glöckner von Notre Dame“ gedacht und ja, ich habe mich zu einem Karneval auch so verkleidet, als Kind. Niemand hat da etwas gesagt, es als problematisch angesehen, im Gegenteil meine Familie hat alle Klischees ausgepackt die ihnen so einfielen und ich hab mich gefreut, weil ich bunt geschminkt war und geklingelt hab, sobald ich mich bewegt habe. Und dennoch, obwohl ich nichts wusste, also wirklich nichts, außer was mir Disney beigebracht hatte, war es mir gegenüber einem Klassenkameraden unangenehm, der von den Sinti & Roma abstammte. Er hat auch nichts gesagt, dennoch war es mir irgendwie peinlich. Mein kleines ich hat das damals also irgendwie schon gespürt, dass das doch nicht so cool war. Heute weiß ich auch warum und soweit ich mich erinnere habe ich danach nie wieder ein Kostüm einer anderen Kultur angezogen. Und weil ich damals wohl schon so ein Gespür dafür hatte, war ich auch sehr in Ordnung damit, dass ein Hersteller (wohl gemerkt Einer!) seine Sauce umbenannt hat. Tatsächlich habe ich dadurch erst wirklich gelernt, was es mit dem Z-Wort auf sich hatte. Aber viele andere haben sich sehr darüber aufgeregt und ich fragte mich ernsthaft warum.

Bei dem N-Wort und der früheren Bezeichnung für den Schokokuss genauso. Da irritiert mich die Aufregung nur noch mehr. Denn die Umbenennung zu Schokokuss war ungefähr zu der gleichen Zeit als Raider in Twix umbenannt wurde. Klar gab es da sicher auch Probleme bei der Umstellung, aber da wurde sich trotzdem niemand so sehr aufregen wie über den Schokokuss und vorallem heute nicht mehr. Aber warum ist das so? Ich habe da so eine Vermutung, da gehe ich später nochmal darauf ein.

Ich hatte ja gemeint, dass die deutsche Sprache antisemitisch sei. Wie komme ich darauf? Vor einiger Zeit habe ich auf Instagram einen Beitrag gesehen in dem genau das erklärt wird. Wir haben in die deutsche Sprache jiddische Worte übernommen, von vielen aber die Bedeutung ins negative umgedreht. Z.b. Ische wird im deutschen negativ verwendet, bedeutet aber eigentlich nur Frau, ohne Wertung. Schachern bedeutet lediglich Handeln, bei uns wird es aber mehr als unehrliches Geschäftemachen angesehen und mauscheln kommt von dem jiddischen Vornamen Moische, Mauschel oder Mosche. Es ist ein Vorname und wir Deutschen haben daraus was schlechtes gemacht. Somit wurde vieles jüdische direkt negativ behaftet, das falsche Bild des verschlagenden, gierigen Juden geformt und gestärkt. Solche Macht hat Sprache. Das die Nazis dieses falsche Bild genutzt haben und was passiert ist wissen wir (hoffentlich) alle. Dennoch nutzen wir diese Worte weiterhin in ihrem negativen Bedeutung.

Sprache hat sich also schon immer gewandelt und wird es weiterhin tun. Die Bedeutung von Wörtern hat sich geändert und wird es weiterhin tun. Es ist wichtig und daher finde ich es auch wichtig, dass wir darüber nachdenken, darüber reden. Wenn sich gewisse Wörter ins negative wandeln können, dann können wir die Bedeutung doch auch nochmal wandeln, wieder ins neutrale, vlt auch ins positive. Wir können mit Sprache Menschen integrieren, statt ausschließen und deformieren. Das alles kann Sprache.

Ok, ich spreche mich für einen Sprachwandel aus, möchte aber gleichzeitig auch Wörter komplett streichen? Ja, das möchte ich. Ich finde auch das muss so sein. Einige Wörter waren nämlich schon immer sogenannte Slurs (also Verunglimpfungen) und werden nach wie vor so genutzt. Da kann man das noch so verharmlosen in dem man Süßigkeiten danach benennt, die rassistischen Vorurteile werden nur weiter mit getragen und verstärkt. Es verletzt Menschen und das möchte man doch nicht. Das N-Wort wird nie gut sein. Einfach nein. Merkt euch einfach: es ist eine Beleidigung und hat damit nichts in unserem normalen Sprachgebrauch zu suchen. Noch viel schlimmer, es ist eine Beleidigung für eine bestimmte Gruppe, keine generelle (wie z.B. Arschloch, das kann jeder sein). Eine bestimmte Gruppe, die mit diesem Wort margninalisiert und entmenschlicht werden sollte. Wollen wir wirklich etwas essen, dass eine Beleidigung im Namen trägt? Es kommt natürlich auch immer noch darauf an, wer es sagt. Ich weiß das finden viele komisch, dass weiße das N-Wort nicht verwenden sollen, wenn schwarze es aber selbst verwenden, Rapper schön in ihre Texte verpacken und dann wird erwartet, dass der weiße Fan das nicht mit singt. Es hat was mit Empowerment zu tun. Das Wort, dass einen nieder machen sollte wurde genommen, vereinnamt und für sich mit Kraft gefüllt. Nutzt das jetzt jemand, der der Gruppe angehört, die für die Unterdrückung verantwortlich ist, dann nimmt es auch wieder die Kraft. Das gleiche gilt übrigens auch, wenn sich Frauen selbst als Bitch bezeichnen, das heißt nicht, dass Justus das nun auch einfach so sagen darf. Dazu wird es zu schnell und zu oft doch als Beleidigung genommen.

Warum aber fällt es einigen so schwer auf die Wörter zu verzichten? Ist es wirklich die Gewohnheit? Ja, Umstellungen sind schwierig, ich weiß das. Aber deswegen es direkt ablehnen? Das wäre so, als hätte man früher gesagt, man würde lieber das Plumpsklo draußen nutzen, statt drinnen die Toilette mit der Wasserspülung zu nutzen, weil das hat man halt immer schon so gemacht.

Liegt es daran, dass es für weiße da keinen Vorteil gibt? Denn Nachteile hat die Umstellung ja nicht, außer das man sich halt umgewöhnen muss. Schieben wir jetzt mal alle Leute beiseite die rassistische Arschlöcher sind (ich verschwende doch meine Zeit nicht Gründe für deren unmenschliches Verhalten zu finden). Ein Groẞteil der Leute die sich dagegen wehren sind bestimmt nicht absichtlich rassistisch, ich denke eher im Gegenteil. Viele gehen wahrscheinlich durch die Welt und sagen zu sich (und anderen) wie weltoffen sie sind, wie tolerant und halt gar nicht rassistisch, einige wählen bestimmt auch links (oder SPD), aber doch niemals sowas rechtes wie die AFD. Sie sehen den eingeschlichen Alltagsrassismus nicht. Und nun kommt jemand und erzählt ihnen, ihr Verhalten ist rassistisch. Das ist natürlich nicht schön zu hören, das passt halt so gar nicht zu dem Selbstbild, dass man von sich hat. Viele haben dann Angst direkt auf eine Stufe mit dem Nazi-Stefan gestellt zu werden, der mit ner Fackel durchs Dorf rennt. Und weil das niemand will (schon mal gut), werden halt händeringend Gründe gesucht, warum es nicht rassistisch ist dieses Wort zu benutzen. Da wird dann der schwarze Kollege rausgeholt, der kein Problem damit hat, mein Erlebnis zu Karneval hat ja auch niemanden geschadet und es werden sich andere Begründungen zurecht gelegt. Jede Erklärung ist gut genug, damit man nicht sich selbst in die Verantwortung ziehen muss. Und sei es, dass alle anderen eben zu sensibel sind. Alles Schneeflocken, ne Sibylle? Ich persönlich finde eher die Leute zu sensibel, die sich aufregen, weil sie gebeten werden keine Beleidigung mehr zu nutzen.

Es ist übrigens ein normales Verhalten, dass man sich selbst, vor allem nach außen, immer im besten Licht sehen will und so kann ich es auch bis zu einem gewissen Grad verstehen, dass sowas wie Selbstreflexion und Überdenken des eigenen Verhaltens nicht sehr angenehm sind, besonders wenn uns jemand anderes darauf hinweist. Es ist unbequem, aber für ein respektvolles Miteinander wichtig. Man muss tatsächlich verstehen, dass wir in Deutschland Rassismus so stark verinnerlicht haben, dass er unbewusst und ungewollt weiter verbreitet wird. Wer wirklich kein Rassist ist kann es auch schaffen das zu verstehen und sicher auch seine Sprache anpassen. Denn Sprache hat, wie schon erwähnt, eine ungeheure Macht.

Anfang Dezember 2021 äußerte sich SPD Politiker Pistorius dazu, dass Mord in Partnerschaften härter bestraft, Frauen besser geschützt werden müssen. Er bezog sich dabei auf die aktuellen Studien, die besagen, dass jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner ermordet wird. Pistorius will sich für härtere Strafen einsetzen. Und recht hat er. Ich hab, wie öfter bei solchen Berichten, mir ein paar Leser*innen Kommentare durchgelesen. Die meisten waren, ich kann es nicht anders sagen, sehr naiv. Also unfassbar naiv. Denn die meisten Kommentare gingen in die Richtung, warum denn das jetzt härter bestraft werden solle, Mord ist schließlich Mord. Grundsätzlich hätten die Leute damit Recht, aber Pistorius bezof sich mit seiner Aussage darauf, dass die meisten dieser Taten nicht als Mord, sondern als Totschlag gewertet werden und damit weniger bestraft werden. Ja, diese Einordnung muss sich ändern. Aber warum ist das überhaupt so? Warum wird es nicht als Mord gewertet, wenn ein Mann seine Frau / Freundin umbringt?

Ob es ein Mord oder ein Totschlag ist wird anhand des „niedrigen Beweggrund“ entschieden. Es ist also eine Auslegungssache. Warum wurde jemand umgebracht spielt dabei eine Rolle und das ist an sich auch gut zu. Das Bundesgerichtshof legt aber eine Trennung oder Angst vor einer Trennung im Falle eines Partnerschaftsmordes nicht als niederes Motiv einschätzt. Eifersucht wird verstanden, Trennungsangst ist doch normal und im Grunde bestraft sich der Täter selber, da er sich dessen beraubt, was er eigentlich behalten will. Und genau diese Einschätzung muss sich ändern. Denn etwas verlieren kann man nur, wenn man es besitzt. Ein Mensch kann und darf aber niemals als Besitz gewertet werden. Diese Denken, besonders in heterosexuellen Beziehungen, entspringt den Tiefen des Patriarchats. Dazu urteilt das BGH, dass die Frau durch die Trennung, ob geplant oder schon vollzogen, die Ursache für das Motiv legt. Selber schuld, ne? Wenn du nicht getötet werden willst, trenn dich halt nicht.

Also ja, Pistorius hat Recht, daran muss sich was ändern. Eifersucht, die Angst vor einer Trennung darf nicht als „gerechtfertigtes“ Motiv gelten und somit die Strafe mildern.
Damit ist es aber leider noch nicht getan, auch wenn ich es sehr begrüße. dass hier etwas getan werden soll. Es muss aber noch mehr passieren. Es muss z.B. aufgehört werden solche Morde zu verharmlosen oder gar zu romantisieren, durch solche Berichterstattungen in denen es als Beziehungs- oder Familiendrama bezeichnet wird. Nein, es ist kein Drama von Shakespeare, es wurde jemand getötet.
In Unterhaltungsmedien sollte toxisches Verhalten, wie Agressionen, Eifersucht etc nicht mehr als das Ideal eines starken Mannes dargestellt werden (ja, ich schiele hier z.B. auf 50 Shades of Grey oder Teeniefilme wie The Kissing Both uvm). Besitzansprüche gegenüber einem Menschen dürfen nicht mehr als sexy verstanden werden.

Auch müssen wir schon bei der Erziehung ansetzten. Aggressives Verhalten darf bei Jungs nicht als normal eingestuft werden, es darf auch nicht als Schwäche eingesehen werden, wenn ein Junge sich nicht raufen will.

Es muss auch mehr Aufmerksamkeit auf generelle Gewalt innerhalb von Beziehungen gelegt werden, es muss Hilfe für Opfer von Missbrauch werden, ohne, dass sie verurteilt werden oder Angst haben müssen.
Denn Gewalt in Partnerschaften nimmt immer mehr zu. 2020 gab es einen Anstieg um fast 5% im Vergleich zum Vorjahr an Fällen von Gewalt in Partnerschaften, wenig überraschend sind die meisten Opfer weiblich ( 80,5%) und die meisten Täter männlich (79,1%), wobei davon auszugehen ist, dass die die Dunkelziffer von männlichen Opfern wohl einiges höher sein wird, da diese noch viel weniger zur Polizei gehen als weibliche Opfer. Auch hier muss sich etwas ändern. Ja, auch Männer können Opfer von Gewalt innerhalb der Partnerschaft werden. Die Anzahl von weiblichen Opfern ist dennoch sehr viel höher, bei Tötungsdelikten um mehr als das dreifache.

Die Politik muss also etwas ändern, die Justiz, aber auch wir als Gesellschaft und jede*r einzelne von uns in unserem Denken und Handeln. Hoffentlich nehmen die Taten dann wieder ab, auch wenn es ein langer und schwieriger Weg ist (besonders da am Anfang eines solchen Umdenkens die Zahlen erst steigen werden, weil mehr Taten gemeldet werden).

Quellen:

Partnerschaftsgewalt Kriminalstatistische Auswertung – Berichtsjahr 2020

https://www.welt.de/politik/deutschland/article235408882/Boris-Pistorius-Haertere-Strafen-fuer-toedliche-Partnergewalt.html

https://www.instagram.com/p/B5h9TLAIuRJ/

Wer mich kennt oder vlt schon einen der anderen Beiträge von mir gelesen hat, der/die weiß, dass ich mich sehr mit den Themen Feminisums, Sexismus usw. beschäftige. Es ist ein andauernder Lernprozess und auch wenn ich schon viel gelesen habe, so sind auch für mich immer noch Dinge dabei, die ich erst lernen und verarbeiten muss. Das wird auch noch lange Zeit so sein (also wahrscheinlich, hoffentlich für immer).

Eine Sache, die ich gelernt habe, ist, dass solche Sprüche wie „Ich bin nicht wie andere Frauen / Mädchen“ nicht so cool sind wie sie mal in meinem Kopf klangen. Und ich habe lernen müssen, dass auch ich in manchen Punkten ziemlich sexistisch und misogyn war und einige Verhaltensweisen leider immer noch an den Tag lege. Ich reflektiere das gerade sehr stark und arbeite daran, aber es ist schwierig jahrzehntelanges Verhalten (das als ganz normal angesehen wurde) innerhalb kurzer Zeit abzulegen.

In meiner Überschrift habe ich drei Begriffe aufgegriffen und ich würde wetten, dass die meisten Flinta* (Frauen, Lesben, Intersexuelle Menschen, Nicht-binäre Personen, Transgender, Agender – weitere Informationen hier) schon einmal ein Verhalten an den Tag gelegt haben, die auf diese drei Begriffe beziehen (die sich sehr ähnlich sind). Gehen wir diese der Reihe nach durch.

Pick me Girl

„Pick me“ ist einigen bestimmt schon auf den gängigen Social Media Kanälen aufgefallen. Einem Pick me Girl wird nachgesagt, dass sie (fast) alles tut um die Aufmerksamkeit von den männlichen Freunden zu erhalten. Dabei wird eine Persönlichkeit geschaffen, die ja bloß die Anerkennung „der Jungs“ bekommen soll. Das zeichnet sich dann so aus, dass sich bewusst gegen „weibliche“ Hobbys entschieden wird, andere Mädchen werden schlecht gemacht und man selbst würde so nie sein. Dieses Verhalten kann man viel bei Jüngeren beobachten. Also zu einer Zeit, in der vieles über die Annerkennung anderer passiert. Es ist ganz normal, dass Menschen in jungen Jahren eher schauen, dass sie von Leuten gemocht werden, zu denen sie aufschauen. Warum ist das Pick me Girl aber nun problematisch? Das verhalten entsteht, weil vieles was als „mädchenhaft“ eingestuft wird als negativ dargestellt wird, dazu konkurieren Flinta* häufig mehr miteinander als (Cis) Männer das tun. In der Freundesgruppe will man das einzige Mädchen sein, weil die Jungs sind cool, die Mädchen nicht. Bin ich die einzige, dann bin ich cool.

Das Pick me Girl ist aber an sich eine Ursache und eine Entwicklung aus dem Cool Girl und dem „Ich bin nicht wie andere“.

Es gibt übrigens auch „Pick me Boys“, diese versuchen Anerkennung bei den Mädels zu erhaltenhauptsächlich durch Mitleid („Ich bin doch so nett, aber niemand mag mich“). Das nur am Rande.

Pick me Girls haben Misogynie verinnerlicht und gerade durch sehr starkes herabwürdigen anderen Mädchen treiben sie es meist immer weiter. Sie sind aber auch sehr verzweifelt auf der Suche nach Annerkennung, so stark, dass man es ihnen ansieht. Es deutet auf ein sehr geringes Selbstwertgefühl hin.

Leider wird der Begriff, der nun mal sehr negativ ist, immer häufiger verwendet, ohne es direkt zu prüfen. So werden Männer, die sich für femistische Themen einsätzen häufig als „Pick me“ bezeichnet. Und ein Mädchen, dass ein „Jungs“ Hobby hat als Pick me zu bezeichnen ist ebenfalls misogyn.

Das „Cool Girl“

Das Cool Girl ist immer entspannt, wird nie wütend, ist einfach cool. Im weiteren Sinne ist ein Cool Girl mehr an „Jungs“ Sachen interessiert, aber eben weil sie einfach cool ist. Dieses Cool Girl wird uns häufig in Film und Fernsehen gezeigt. Sie kann essen was sie will, sie behauptet sich immer gegen alle, setzt sich durch, aber ohne wütend zu werden. Sie ist auch immer verständnisvoll. Gerade die Darstellung in den Medien ist hierbei problematisch. Häufig sind es die weiblichen Hauptcharaktere die sich so verhalten. Sie zeigen damit, dass das Bild ist, dem wir alle entsprechen sollen. Das Cool Girl ist halt anders, lockerer, cooler und damit besser (weil Hauptfigur und alle mögen sie). Es wird als erstrebenswert dargestellt, mehr die Sachen zu mögen die Jungs mögen und auch halt immer ruhig zu sein. Das ist natürlich eine Traumvorstellung. Eine Frau, die alles mag, was der Mann mag und dabei schön still ist, selbst dann wenn der Mann etwas tut, was nicht ok ist.

Gerade bei Film / Fernsehen wird es nochmal verdeutlich, da es meist ein Gegenstück zu dem Cool Girl gibt. Die verständnislose, eifersüchtige, verrückte, ja beinahe hysterische Ex-Freundin. Und die mag natürlich alles, was Mädchen halt so mögen.

Durch solch eine Darstellung ist es kein Wunder, dass Pick me Girls entstehen.

„Ich bin nicht wie andere Mädchen“

Ohne Scheiß, ich kenne keine Flinta*, die nicht einmal in ihrem Leben eine solche Phase hatte (manche immernoch haben). Ich weiß, dass ich es von mir selbst gesagt habe. Ich fand schminken oberflächlich, ich war in einer StudiVZ/MeinVz Gruppe (na, wer erinnert sich noch?) die hieß: „Bei mir ist nichts pink, da glitzert auch nichts. “ Und wisst ihr was? Heute liebe ich Glitzer und zu meinem 30. hatte ich ein ziemlich pinkes Kleid an. Ok, Pink ist dennoch nicht meine Lieblingsfarbe geworden, aber ich lehne sie nicht mehr komplett ab.

Das Ding ist, wie schon geschrieben, vieles was als „typisch weiblich“ gesehen wird, wird negativ dargestellt. Und weil die wenigsten von uns sich mit dieser negativen Darstellung identifizieren können und wollen entsteht der Eindruck, dass man ja anders ist. Aber das ist halt ein Trugschluß. Denn keine Person ist gleich die andere. Wir sind alle irgendwie individuell. Sicher hat man mit einigen mehr gemeinsam als mit anderen, aber wir sind ja nicht durch Schablonen geformt worden. Es gibt Flinta* die mögen Sport, es gibt auch Cis hetero Männer die keinen mögen. Nicht jedes Mädchen spielt gerne mit Puppen und nicht jeder Junge gerne mit Autos. Nicht jede Frau ist still und nicht jeder Mann ist laut.

Übrigens, auch dieses Bild wird von den Medien stark geprägt. Wie oft kommt es vor, dass der Held der Geschichte zu seinem Love Interest sagt „Du bist nicht wie die Anderen.“ und sie nimmt es als Kompliment war. Es ist kein fucking Kompliment, es ist beleidigent gegenüber allen anderen. Hört auf meine Queens zu beleidigen. Wenn jemanden nur Komplimente einfallen, durch die andere schlecht gemacht werden möchte ich sie ehrlich gesagt nicht hören.

Internalisierte Misogynie

Internalisierte Misogynie bedeutet verinnerlichter Frauenhass. Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, aber den tragen wir alle mit uns rum. Und ehe ihr jetzt jemand sagt „nein, gar nicht“ – ja, ähm, doch. Das gefährliche an dem verinnerlichtem Hass ist der, dass man diesen gar nicht als solchen wahrnimmt. All die Witze und Klischees, die wir machen und weiter geben, sind verinnerlichter Hass. Dieser kann misogyn sein oder rassistisch oder homofeindlich oder oder oder. Und er beinflusst unsere Gedanken, unseren ersten Eindrücke und unser handeln.

Ich z.B. bin mit vielen Blondinen Witzen aufgewachsen, gepaart mit einer großen Unsicherheit im Hinblick auf mein Aussehen. Ich habe mich gerade in meiner Teenagerzeit stark darüber identifiziert nicht allzu dumm zu sein, darüber viel zu lesen usw. Dazu muss ich erwähnen, dass ich dennoch nur die Realschule abgeschlosen hatte, aber ich wusste eher aus Faulheit, als daraus, dass ich dumm wäre. Ich bin auch damit aufgewachsen, dass man entweder schön oder klug ist, aber nicht beides und das prägt mich bis heute. Wenn ich ein stark geschminktes Mädchen sah bin ich davon ausgegangen, dass sie nichts anderes kann, wenn jemand sehr hübsch war, dann konnte diese Person (ja, meist Mädchen) einfach nicht genauso intelligent sein wie ich. Wenn ich mal ganz ehrlich bin, schleicht sich dieser Gedanke ab und an auch heute noch bei mir ein. Der Unterschied ist, dass ich es heute weiß und daher es verarbeite bzw den Gedanken beiseite schiebe und die Person erstmal kennenlerne. So geht es mir mit vielen Menschen, die äußerlich einem Klischee entsprechen, aber wenn man sich davon los löst lernt man viele wundervolle oder zumindest interessante Menschen kennen (ok, nicht immer).

Und ja, jede*r von uns hat solche Sprüche gesagt wie „Du läufts wie ein Mädchen“ Ich hab dann einfach gesagt „Ja, ich bin auch eins“ und damit den Frauenhass, der mit sowas mitschwinkt für mich verinnerlicht und auf mich proiziert.

Mit diesen Gedanken beurteilen wir vieles, verurteilen Menschen sehr schnell. Natürlich kann auch vieles aus Erfahrung entstehen, aber man muss halt dennoch aufpassen, dass es nicht zu Verallgemeinerungen führt. z.B. war ich heute mit einer Freundin auf einem Mittelaltermarkt und natürlich gab es einige Met-Stände. Der Verkäufer von einem dieser Stände sprach von einem „bösen“ Met. Als ich fragte, was das ist hat er zu seiner Erklärung (Kirschmet mit Whisky) noch hinzugefügt, dass diesen die meisten Frauen (er sagte Frauen, daher benutze ich hier nicht Flinta*) den nicht mögen und fragte ob ich nicht lieber den Eisbonbon nehmen will. Ich denke wirklich nicht, dass er es böse gemeint hat, sondern aus Erfahrung sprach. Dennoch ist es eine etwas unnötige Verallgemeinerung. Er hätte erklären können wie er schmeckt und mich einfach fragen können, was ich gerne mag. Aber, solche eine Änderung des Verhaltens benötigt sehr viel Reflektion und Zeit.
Der Spruch hat mich übrigens so genervt, dass ich aus Trotz den bösen Met probieren wollte, obwohl ich gar keinen Whisky mag. Und ja, was soll ich sagen, war nicht meins. Aber tatsächlich nicht, weil er mir nicht süß genug war, eher im Gegenteil (er schmeckte stark nach Kirsch mit einem rauchigem Aroma, aber nicht wirklich „böse“).

Das eigene Verhalten, aber besonders die eigenen Gedanken, die ja niemand außer einem selbst mitbekommt, zu hinterfragen ist harte Arbeit. Es ist mühsam und jede*r wird dabei merken, dass man schnell in „alte“ Muster zurück fällt. Das gehört zum Prozess dazu und jeder kleine Schritt ist wichtig und muss gegangen werden, auch Schritte zurück. Man darf nicht zu hart mit sich selbst sein, aber man muss daraus lernen. Und damit zum Abschluß zwei Bitten:
Wenn ihr bei mir ein Verhalten mitbekommt, dass auf internalisierte Misogynie (oder auch Rassismus oder anderen Dingen) hindeutet, dann sprecht mich darauf an und wenn euch jemand auf sowas anspricht, dann nehmt euch die Zeit und denkt darüber nach, ob daran was dran ist. Besonders dann, wenn die Person der jeweiligen Gruppe angehört um die es geht (auch dann, wenn ihr selbst dieser Gruppe angehört).