Als wir tanzten (Film)

Veröffentlicht: 30/07/2020 in Filmkritik
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Nach etlichen Monaten konnte ich diese Woche doch tatsächlich mal wieder ins Kino. Zusammen mit einer Freundin gingen wir in das Bambi in Düsseldorf um uns dort den Film „Als wir tanzten“ von Levan Akin anzusehen.

In dem Film verfolgen wir den Weg von Merab, einen georgischen Tänzer, der auf einen Platz im Hauptensemble vom Georgian National Ensemble hofft, dabei aber nicht nur auf einen (neuen) Rivalen trifft, der besser ist als er, sondern zu dem er sich auch noch (sexuell) hingezogen fühlt. Der „Neue“, Irakli, stellt schnell Merabs Leben auf den Kopf. 

Okay, ich bin ehrlich. Ich hatte mich vorab nur wenig mit dem Film beschäftigt. Klar, hatte ich gelesen, dass es ein Tanz- & LGBTQ Film ist. Auch kenne ich mich mit Georgien nicht aus, weder mit der Kultur noch dem Tanz. Entsprechend unvoreingenommen bin ich also ins Kino.

Und meiner Meinung nach war das auch völlig in Ordnung, denn der Film hat es geschafft mir dennoch ein Bild von diesem Land zu zeigen, ohne es zu schönigen oder komplett zu verteufeln. Georgien ist ein sehr traditionsbewusstes Land, was aber auch zu starker Homophobie führt. Diese wird im Film genauso unterschiedlich dargestellt, wie sie auch im realen Leben vorkommt. Von Anfeindungen von anderen Tänzern (ehrlich gesagt glaube ich, dass der eine davon aber auch schwul ist und es leugnet), über die Sorge seiner Tanzpartnerin, die eine Horror-Story nach der nächsten über Schwule zu hören bekommt, bis hin zu dem beschützenden Bruder, der die Ehre seines Bruders verteidigen muss. Alles dabei.

Der Film greift zwar ab und an ziemlich tief in die Klischee Kiste und ist an einigen Stellen etwas cringy, aber er zeigt auch ganz normale, menschliche Züge, ohne in ein Hollywood Drama zu verfallen. Als es mit den beiden anfängt ist Mareb hauptsächlich glücklich, weil verliebt und später besorgt, als sich Irakli nicht meldet. Aber es wird kein Selbsthass oder sonstiges gezeigt, für ihn scheint es normal, ja sogar befreiend zu sein. Er ist sich zwar seiner Sexualität nicht 💯 % sicher, aber es wird nicht einmal vermittelt, dass er es irgendwie als falsch empfindet. Dabei wird ein wenig offen gelassen,ob er sich schon einmal zu einem Mann sexuell hingezogen gefühlt hat oder nicht. 

Auch interessiert es Merab nicht, dass ihm immer wieder gesagt wird, er sei nicht gut genug, nicht männlich genug und müsse aufhören zu träumen. Er macht weiter, kämpft sich durch und am Ende stößt er zwar immer noch auf eine Wand des Unverständnis, aber er ist er selbst und es gelingt ihm eine Mischung aus Tradition und Moderne. Merab befreit sich von den gesellschaftlichen Zwängen, während andere sich ihnen unterwerfen. Das aber auf eine so feinfühlige und unterschwellige Art, dass es einen nicht direkt anspringt, sondern selbstverständlich scheint.

Schön ist auch die Entwicklung seiner Tanzpartnerin, die sich sorgt und eigentlich auch noch etwas anderes als tanzen wollte, ihn aber doch unterstützt und ihm eine Freundin durch und durch ist. An der Stelle zum Glück keine Klischee-Erfüllung.

Ein weiterer Punkt ist natürlich auch der traditionelle Tanz. Da ich privat viel tanze (Poledance forever) habe ich direkt in der ersten Szene gedacht „Oh, der wird bestimmt gleich kritisiert, da fehlt die Körperspannung“ und ja, so ähnlich kam es dann auch. Natürlich kenne ich den Tanz an sich nicht, aber gefallen hat er es mir definitiv, besonders der „Abschluss“ Tanz.

Natürlich merkt man, dass der Film keine High Ende Produktion ist, aber das muss er nicht. Meine einzigen Kritikpunkte wären, dass er zwischendrin eben sehr klischeehaft wird (das aber an anderen Stellen wieder ausgleicht) und man leider auch merkt, dass die Darsteller Tänzer sind und keine Schauspieler.

Dennoch kann ich den Film empfehlen, wenn man offen für das LGBTQ Thema ist (keine Sorge, der Film kommt ohne explizite Sexszenen aus) und sich auch einen Film anschauen kann, der nicht in USA oder England spielt.  Und will ich jetzt, zumindest einige Elemente, des georgischen Tanzes lernen? Aber sowas von. 🙋‍♀️

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